Rüstung und Waffen - Beinschienen

Plattenbeinschienen, aus einem Stück getrieben
Detail der Schnallenbleche mit PunzierungenDetail der Zungenbleche mit Punzierungen
(1290-1370)
Beinschienen (mhd. Schinnelier) wurden in der Antike von verschiedenen Völkern in verschiedenen Materialien, meisst Bronze getragen, und verschiedene Texte lassen vermuten, dass sie zur Zeit Karls des Grossen teilweise von Reitern benutzt wurden.
Bildliche Quellen zeigen diese erst wieder ab Mitte des 13ten Jahrhunderts, wobei es sich vermutlich noch um bildliche Darstellungen biblischer Textquellen handelte.
Gesichert ist ihre Verwendung ca. ab 1300, mit der zunehmenden Verstärkung der Rüstung berittener Krieger durch Platten, wobei selbst um 1330, gerade in Deutschland, noch viele Grabplatten Ritter rein mit Beinlingen aus Ringelpanzergeflecht zeigen, und erst ab 1340 zunehmend verstärkende Lösungen, und ab 1340-40 gar die Ringepanzerbeinlinge ersetzende, geschlossene Beinschienen zu beobachten sind.
Erwähnenswert ist die relativ frühe Verwendung in England und Frankreich, und der zu beobachtende Unterschied in der Rüstentwicklung in Deutschland, das ca. 20 Jahre hinterherhinkte.
Es ist zu vermuten, dass die Konflikte in Wales, Frankreich und Flandern die Entwicklung dort stärker gefördert hat.
 

Vorlage

Die Beinschienen wurden aus einem Stück getrieben und werden von je zwei Riemenpaaren gehalten.
Sie sind nach verschiedenen Grabplatten, unter anderem der des 1357 verstorbenene Herren von Katzenelnbogen, gefertigt, tauchen aber schon wesentlich früher in Bildquellen in der gleichen Machart auf.
Detail der Grabplatte von Katzenelnbogen, Erberbach im Rheingau
(In unserem Besitz seit 02/2004 / Stand 23.09.2014)
 

Quellangaben

Grabplatte Sir Hugh HastingsGrabplatte des Sir Hugh Hastings, gestorben 1347, England
Grabplatte des Herrn von Katzelnelnbogen Grabplatte des Herrn von KatzelnelnbogenGrabplatte des Herrn von Katzenelnbogen, gestorben 1357, Eberbach im Rheingau, sehr moderne Rüstung, vermutlich nach 1360
Grabplatte von Wilhelm von Bopfingen Grabplatte von Wilhelm von BopfingenDie Grabplatte befindet sich in der evangelischen Pfarrkirche von Bopfingen und wird auf 1359 datiert. Auffällig ist die realtiv altmodische Rüstung, die aus Plattenrock, Ringpanzer, Armschienen, Panzerhandschuhen, Beckenhaube, Kniebuckeln und Beinschienen besteht, letztere Über Ringpanzerbeinlingen, die Kniebuckel in bereits ausgeprägter Form. Diese Art der Rüstung ist im deutschen Raum noch bis ca. 1370 anzutreffen, wird aber zunehmend durch tailliertere Torsopanzer und komplette Beinzeuge ersetzt.
Statue des Manestino II in Verona Statue des Manestino II in VeronaReiterstandbild Manestino II in Verona, ca. 1351
MinnekästchenMinenkästchen mit Turnierszene "Waffenreichung". Wahrscheinlich Flandern, unter nordfranzösischem Einfluß, zwischen 1330 und 1350, Ahornholz, farbig gefasst. Höhe 6,7cm, Breite 18,8cm, Tiefe 10,2cm Inv. Nr. BM 317 (Leihgabe des Kapitels der Hohen Domkirchen St. Paulus Münster)
AlexanderromanDer Alexanderroman, vermutlich ca. 1338-44 in Flandern (aus der Hand des flämischen Illustrators Jehan de Grise und seiner Werkstatt) entstanden, enthält Verse in französischem (picardischen) Dialekt und (ab 1400) Englisch über "Romance of the Good King Alexande" (über Alexander den Grossen), sowie illustrierte Berichte über die Reisen Marco Polos. Es stellt eine hervorragende Quelle für französische Mode um die Mitte- genauer der ersten Hälfte der 40ger Jahre- des 14ten Jahrhunderts dar.
KreuzfahrerbibelDie Kreuzfahrer, oder Maciejowski-Bibel, datiert auf ca. 1244-1254, wurde vermutlich von Ludwig "dem Heiligen" IX. von Frankreich (1214-1270) in Auftrag gegeben und im Pariser Raum angefertigt. Sie stellt ein wichtiges Zeugnis der bildlichen Darstellung von Mode und Sachkultur in Frankreich Mitte des 13ten Jahrhunderts dar.
David-codex, Paris, ca. 1320-40 David-codex, Paris, ca. 1320-40In dem Bild aus dem Davidscodex finden sich sehr frühe Hinweise auf Panzerhandschuhe des 14ten Jahrhunderts
Heidelberger LiederhandschriftDie Grosse Heidelberger Liederhandschrift, auch genannt "Codex Manesse", oder Pariser Handschrift stellt die bedeutenste und berühmteste Quelle deutscher Dichtkunst des ausgehenden Mittelalters dar. Ca. im Zeitraum 1305-1340 (inklusive Nachtragsmaler) entstanden, zeigt sie in den insgesamt 138 Miniaturen ausserdem historisierend Mode des ausgehenden 13ten Jahrhunderts, sowie Mode der ersten Hälfte des 14ten Jahrhunderts.
Grabplatte des Sir Oliver Ingham Grabplatte des Sir Oliver InghamPanzerhandschuhe auf der Grabplatte des Sir Oliver Ingham, bestorben 1343, Suffolk
Grabplatte des Grafen Otto VI. von Orlamünde-Weimar Grabplatte des Grafen Otto VI. von Orlamünde-WeimarDer um 1340 entstandene Epitaph des Grafen Otto VI. von Orlamünde-Weimar in der Stiftskirche des oberfränkischen Klosters Himmelkron zeigt den letzten, auf der Plassenburg residierenden thüringischen Grafen in typischer Rüstung um 1340, mit ellenbogenlangen Ringelpanzer, über einen Aketon, darüber einen Plattenrock, Segmentarmschienen an den Unterarmen, Beckenhaube und Plattenhandschuhen mit aussenliegenden Platten, und getriebener Stulpe. Er trägt weiterhin einen der zu dieser Zeit modern werdenden breiten Gürtel, sowie eine neumodische Tartsche mit Lanzenruh.
 

Empfohlene Literatur


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. English Medieval Knight 1300-1400 .
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English Medieval Knight 1300-1400
Christopher Gravett, Graham Turner (Illustrator), Osprey Publishing
DiesesBuch aus der "Warrior" Serie von Osprey nimmt sicherlich einen der vorderen Plätze ein, was Qualität betrifft, und ist ein Muss für jeden, der sich mit dem englischen Heereswesen im Mittelalter, oder der betreffenden Epoche beschäftigt. Insbesondere bemerkenswert ist die hohe Zahl an Abzeichnungen englischer Grabplatten mit hoher Genauigkeit, und die sehr reich ausgeführten Farbbilder.
1841761451 (German).
 

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Schriften des Westfälischen Landesmuseums
verschiedene Autoren, Westfälisches Landesmuseums
Verschiedene Schriften des Westfälischen Landesmuseums, unter anderem das Kunstwerk des Monats Februar 79
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. Codex Manesse .
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Codex Manesse
Ingo F. Walther, Insel, Frankfurt
Die große Heidelbergerliederhandschrift, auch "Codex Manesse" genannt, entstand im Zeitraum 1305-1340 und ist eine der bedeutensten Lyriksammlungen der deutschen Geschichte. In diesem Buch werden nicht nur die Farbtafeln in guter Qualität abgedruckt, sondern auch deren Inhalt und Bedeutung analysiert. Die Lieder selbst sind nicht Gegenstand des Buches.
3458143858 (German).
 

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. Kleidung und Waffen der Spätgotik I. .
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Kleidung und Waffen der Spätgotik I.
Ulrich Lehnart, Karfunkel Verlag
Detailliertes Werk über die Bekleidung und Bewaffnung des frühen Spätmittelalters. Schöne Farbtafeln und Analyse der dahinterstehenden Quellen. Trotz einiger Fehldatierungen, spekulativen Thesen ein guter Einstieg für Anfänger des beschriebenen Zeitraumes. Der Autor geht insbesondere auf regionale Entwicklungen der Wehrtechnik ein.
3-9805642-8-2 (German).
 

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