Lager und Einrichtung - Stahllaterne

Spätmittelalterliche Laterne aus StahlSpätmittelalterliche Laterne aus Stahl, geöffnet
Platzhalter
(spätes 15. Jhd)

Das Mittelalter wird oft in der Literatur und den Medien "die dunkle Zeit" tituliert. Tatsächlich bedeutete Licht lange Zeit ein Luxus, was sich auch in eben diesen Wort niederschlug (von Latein "Lux"), da Kerzen aus Wachs teuer waren, und die Alternativen Kienspäne und Talglampen nur ein spärliches Licht lieferten, oder eben genausogut der Ernährung dienen konnten (Talg = Fett). Somit wurde der Tagesablauf des mittelalterlichen Menschen auch durch das Tageslicht geregelt: man stand mit den Hühnern auf, und ging ins Bett, sobald es dunkel war. Erst mit dem Entstehen der grossen Städte und der Spezialisierung einzelner Berufszweige, die eine Berufsausübung über die Dämmerung hinaus nötig machten, wurden stetige, stabile Lichtquellen zunehmend für das Bürgertum wichtig.

Während einige Zünfte in den Städten die Arbeit nach dem Einbruch der Nacht verboten, benötigten Berufe wie Goldschmiede, Schuster, Abfallbeseitiger ob Terminarbeiten und ihrem Gewerbe spezielle Beleuchtung, die unter anderem zur Erfindung der Schusterkugel führten. Büttel benötigten für die Wache zuverlässige Lichtquellen, und einige Städte verzeichneten auf den verschlammten Strassen so viele Unfälle, dass sie schliesslich den Besitz von Laternen für die Bürger vorschrieben, und teilweise Straßenbeleuchtungen eingeführt wurden: so wurde 1318 in Paris ein Gesetz erlassen, dass einen Bürger sowie Helfer dafür entlohnte, nach der Abenddämmerung auf Höhe des erstern Stockes Laternen an den Häusern mit Kerzen zu bestücken, und diese bis 2 Uhr Nachts brennen zu lassen.

Laternen wurden aus Holz, Buntmetall und Stahl gefertigt. Gemälde aus dem späten 15ten Jahrhundert zeigen nahezu durchgehend gerundete, stabile, leicht durchsichtige Fenster, die auf den Einsatz von dünnen Hornscheiben schliessen lassen, während Pergament sich nach unseren Informationen nicht eindeutig nachweisen lässt.
Leichte Holzkonstruktionen, oder mit Durchbrüchen verzierte Laternen konnten umgehängt werden, um z.B. bei Patrouillen die Umgebung zu beleuchten.

Andere Variante: Laterne.
Weitere Lichtquellen: Kienspäne, Kerzenleuchter, Windlicht, Talglicht, Talglicht mit Standfuß, Talghängelampe

 

Vorlage

Diese Laterne wurde auf Basis erhaltener Laternen aus dem späten Mittelalter, im Vergleich mit Darstellungen in spätmittelalterlichen Gemälden hergestellt. Primäre Grundlage für die Form bildete ein Laternenfund aus Smithfield, London, England, datiert auf Mitte des 14ten Jahrhunderts (vergleiche hierzu: Laterne ), sekundäre Vorlage war eine Laterne aus Schweden, 15tes Jahrhundert, sowie vor allem verschiedene Darstellungen in Gemälden des 15ten Jahrhunderts, die ob ihrer Darstellungsart bzw. -Farbe auf eine Ausführung in Eisen bzw. Stahl schliessen lassen, z.B. aus Nürnberg (vergleiche rechts).

Sie ist aus Stahl gefertigt und in Öl geschwärzt.

Eine Arbeit von Ralf Braune.

Darstellungen von Stahllaternen aus spätmittelalterlichen Gemälden im Germ. Nationalmuseum, Nürnberg
(In unserem Besitz seit 09/2011 / Stand 22.01.2012)
 

Quellangaben

Spätmittelalterliche Gemälde aus NürnbergVerschiedene Gemälde aus Nürnberg (Nürnberger Lorenzkirche, Germanisches Nationalmuseum), aus dem Zeitraum 1380-1500.
Pariser StadtverordnungenVerordnung durch Philipp V. von Frankreich, in: Dictionaire historique des arts, métiers et porfessions, exercés à Pairs depuis le trezième siècle, A. Franklin, Paris/Leibzig, 1906
Erhaltene Messinglaterne, 15. JhdMessinglaterne mit Holzgriff, Schweden, 15. Jhd., schneckenartig geriffelte Kalotte, Türchen mit nicht erhaltenem Hornfenster; Nationalmuseum Schweden in Stockholm (unsicher)
Laterne des Erzbischofs Absalons, 14. JhdSogenannte "Laterne des Erzbischofs Absalon", Nationalmuseum Dänemark, Kopenhagen, 14tes Jahrhundert. Messing mit Verzärkungsbändern, erhaltene Tür, Hornplatte nicht erhalten, Kerzenhalter aus Eisen, vermutlich abnehmbarer Tragegriff fehlt.
Laternenfunde aus Smithfield Laternenfunde aus SmithfieldLaternenfunde aus einer Kupferlegierung aus Smithfield, einem Stadtteil von London, und früherer Fleischmarkt, England, nun im Museum of London, datiert auf Mitte des 14ten Jahrhunderts.
Das Hausbuch der Mendelschen ZwölfbruderstifungDie Abbildungen des Hausbuches der mendelschen Zwölfbruderstifung aus Nürnberg, frühes 15tes bis frühes 16tes Jahrhundert, zeigt vielerlei Handwerksberufe und ihre verwendeten Werkzeuge sowie Produkte, und stellt eines der bedeutensten Werke des Spätmittelalter in Bezug auf Handwerk, speziell in Nürnberg, dar.
 

Empfohlene Literatur


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Die Nacht im Mittelalter
Tzotcho Boiadjiev, Barbara Müller, Königshausen & Neumann
Schöner und gut zu lesender Einblick in die mittelalterliche Glaubens-und Denkenswelt bezüglich der Nacht, wie auch den praktischen Umgang mit all den verbundenen Aspekten der Soziologie wie Arbeit, Kriminaliät, Gesundheit usw.
3826023862 (German).
 

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Lamper, stager og kroner fra middelalder og renæssance
Niels-Knud Liebgott, Nationalmuseet Dänemark
Schöne Arbeit über verschiedene Lichtquellen, insbesondere des späten Mittelalters
 (German)
 

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. The Medieval Household: Daily Living C.1150-c.1450 (Medieval Finds from Excavations in London) .
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The Medieval Household: Daily Living C.1150-c.1450 (Medieval Finds from Excavations in London)
Geoff Egan, The Stationery Office Books
Hervorragendes Buch, dass die zahlreichen Funde aus London mit zeitgenössischen Funden aus ganz Europa, sowie Text-und Bildquellen in Zusammenzhang bringt, und ein Bild der Ausstattung eines Haushaltes im 14ten Jahrhundert zeichnet.
0112904904 (German).
 

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