Ab ungefähr den 30ger Jahren des 14ten Jahrhunderts zeigt sich ein Wandel in der Form des Kittels. Der bis dato eher weit geschnittene Torso wird zunehmend körpernah gefertigt, die bis zu diesem Zeitpunkt üblichen Falten oberhalb des Gürtels beginnen zu verschwinden. Längere Öffnungen am Hals, die schliesslich in einer frontalen Verschlussmethode münden, erlauben es, den Kittel nunmehr vollends eng zu schneidern. Auch die Unterarme, die bereits im 13ten Jahrhundert einen engeren Zuschnitt erhalten haben, werden nunmehr mittels Knöpfen verschlossen, die eine sehr körpernahe Passform erlauben, ein Merkmal, die für das 14te Jahrhundert typisch werden soll. Auch der Rockteil wird zunehemnd variiert. Der bis zu diesem Zeitpunkt durch einige wenige Keile gegenüber dem ohnehin schon weiten Torso verbreiterte Rock wird nun oft stark gefältelt. Gleichzeitig mit einer schrittweisen Verkürzung beginnt in den 40ger bis 50ger Jahren in Frankreich wiederrum eine Verknappung des Rockes modischer Kittel, der nunmehr körpernah, frontal verschlossen, mit engen Ärmeln, und nur noch die Oberschenkel bedeckend gefertigt ist, und somit in französischen Texten die Bezeichnung "cote hardie" ("gewagter Kittel") erhält.
Durch die zusehends komplizierten Schnitte erlebt auch die Textilindustrie einen wahren Boom, und neue Berufsgruppen, wie die des \"Tailleurs\" (vergl. engl. Tailor), des Schneiders im Sinne eines Schneiders für körpernahe, angepasste Schnitte, entstehen. In der Folge der knapperen Mode wird auch die Beinbekleidung einem Wandel unterzogen. Blieb bis dato der Beinling (-> Beinlinge ), frontal an der Unterhose befestigt, noch mehr oder weniger durch den Kittel verborgen, tritt er nun bis hin zum Oberschenkel zu Tage, was die Notwendigkeit nach sich zieht, für einen dauerthaft engen Sitz zu sorgen, der selbst bei engem Zuschnitt durch diese Art der Befestigung nicht gewährleistet ist. Es entstehen neue Formen, die, wesentlich höher zugeschnitten, bis zum Schritt reichen, die Seiten und später sogar das Gesäß nahezu vollständig bedecken, und mit mehreren Nesteln zunächst an Unterhose, und später am Wams befestigt werden.
Entwicklungslinie des Kittels von der ersten Hälfte des 13ten Jahrhunderts an:
|