(ca. 1340 - 1400)
Als eines der einprägsamsten Kleiderformen des Mittelalters überhaupt, die untrennbar mit der Optik der adeligen Dame verbunden ist, darf wohl der "Höllenfenstersurcot" gelten. Benannt ist dieses Kleidungsstück, eine Art faltenreiches Überkleid ohne Ärmel und weiten Armlöchern, nach der abschätzigen Wertung vieler Geistlicher, die darin, begründet durch die Möglichkeit, durch die weiten Ärmellöcher auf das eng anliegende, darunter getragene Kleid zu blicken, eine Idee des Teufels sahen. Tatsächlich ist dieses Kleid für repräsentative Anlässe im 14ten als relativ typisch zu bezeichnen, wenn es auch bereits weitaus älter ist. So lassen sich bereits im Spanien des frühen 13ten Jahrhunderts Überbekleidungsstücke mit weiten Armlöchern nachweisen, die jedoch auch mit Vorliebe von Männern getragen wurden. Vermutlich wurden diese von Süden her im Frankreich des späten 13ten Jahrhunderts von der Damenwelt adaptiert, und prägen durch ihre Beliebtheit bei der modebewussten Damenwelt des 14ten Jahrhunderts unser Bild des "Burgfräuleins" als völlig wesensfremder Begriff für eine adelige, wohlhabende Dame, noch heute.
Elemente dieses Kleidungsstückes sind im 14ten vor allem die Verwendung von Pelz, sowohl als Verbrämung der Säume, oder als Fütterung, als auch als eine Art optische Verzierung der Vorderseite. Da leider jedoch ausser Bilddarstellungen und Statuen hiervon keine genaueren Zeugnisse erhalten sind, ist die genaue Konstruktion dieses aufgestetzten Fellelements ungewiss. Weiterhin sind streckenweise Ausführungen in heraldischer Symbolik, sei es mit Wappen einer verbundenen Person, als auch mit einem für den Anlass freigewählten bildlichen Element, nachweisbar, was vermutlich an der Tatsache liegt, dass es sich bei dieser Art Kleidungsstück vor allem um ein bie höfischen wie festlichen Anlässen getragenes handelt.
Wie auch bei anderen Kleidungsformen ist ein weiteres Zierelement ein uns begrifflich durch Umdeutung im Gedächtnis gebliebener Gegenstand: der Flitter. Vermutlich bedingt durch seinen Einsatz im festlichen Umfeld, hat sich der Name auf die uns heute bekanntren Flitterwochen übertragen. Hierbei handelt es sich um kleine, dünne Metallblättchen aus Edel-oder Buntmetall, die auf die Kleidung aufgenäht wurden.
Trotz all dieser Faktoren gibt es verschiedene, wenn auch seltene Darstellungen dieses Kleidungsstückes bei weniger begüterten Personen. Auf Grund des Charakters des Kleidungsstückes, des die für alltägliche Kleidung elementare Funktion praktischen Nutzens und Schutz vor Kälte nicht beinhaltet, ist jedoch von einer vorrangig repräsentativen Funktion auszugehen.
Dieser
Surcot
wurde aus mit indigo gefärbtem Woll-Seidensatin gefertigt. Er ist mit weisser
Seide
gefüttert, und mit Pelz des sibierischen Eichhörnchens (Fehbuntwerk) verbrämt. Am Halsausschnitt ist er mit Perlen mit Goldeinzug bestickt. Über den ganzen
Surcot
sind aus Messingblech gegossene und geprägte Blättchen in Blattform ("Flitter") angestickt.
Als Vorlage für die Blätter dienten verschiedene Befunde aus London und Frankreich, sowie Darstellungen aus Frankreich, England und Italien.
(In unserem Besitz seit 01/2007 / Stand 05.04.2012)
Pellote de Enrique I
Pellote von Enrique dem ersten (1203-1217), im Museo de Telas Medievales , Burgo, Spanien. Früher Höllenfenstersurcot. Datiert vor 1217.
Pellote der Leonor de Castille
Pellote der Infantin Leonor von Kastilien (gestorben 1244) im "Museo de Telas Medievales" in Burgos, Spanien. Früher Höllenfenstersurcot, vor 1244.
Grandes Chronques de France
Die "Grandes Chronques de France", zweite Hälfte 14tes Jahrhundert (und darüber hinaus)
Inventarlisten, Paris, 14tes Jahrhundert
Bürgerliche Inventarlisten aus Paris, ca. 1340-80
Spectaculum humanae salvationis
HS 2505 "Spectaculum humanae salvationis" Handschrift, Deutschland, 1360
Manuscript der Morganlibrary MS G. 24
MS G. 24 der Morganlibrary, Frankreich, 1350-60.
Roman de la Rose
Handschrift des französischen Roman de la Rose (ab 13.Jhd, Hier: Folianten um 1350-60). Der Roman de la Rose ist ein Versroman mit zentralem Minnethema und eines der wichtigsten Werke der französischen Literatur des Mittelalters. Er ist in zahlreichen Manuscripten von 1250 bis 1500 erhalten, und wurde auch später noch gedruckt. Damit hatte er einen massiven Einfluss auf die französische Literatur. Die zahlreichen Miniaturen der einzelnen Manuskripte machen diese zu einer hevorragenden ikonographischen Quelle des französischen Mittelalters. Mehr unter
Wikipedia
Geoffrey chaucer
Geoffrey chaucer, ca. 1343-1400, wird oft als Vater der englischen Literatur bezeichnet, und ist mit seinen reichen Werken englischer Texte, insbesondere den berühmten Canterbury Tales eine hervorragende Quelle für kostümgeschichtliche Begriffe des 14ten Jahrhunderts
Chroniques de France ou de St. Denis
Illumination Chroniques de France ou de St. Denis, Royal 20 C. VII (spez. Fol. 44v.), Ende 14tes Jahrhundert, Frankreich, mit typisch nordfranzösischer Mode der Zeit
Die Chroniken von Froissard
Die Chroniken von Jean Froissart (1337-1410). Der französische Chronist beschrieb die bedeutensten Schlachten und Ereignisse des 100jährigen Krieges
Königliche Garderobenlisten, England, 1340-65
Die königlich englischen Garderobenlistenvon 1340-65 sind ein einzigartiges Zeugnis der Kleidung im 14ten Jahrhundert, der Moden, wie sie sich verbreitete, der nationalen Vorlieben, und der Materialien sowie Preise.
Alexanderroman
Der Alexanderroman, vermutlich ca. 1338-44 in Flandern (aus der Hand des flämischen Illustrators Jehan de Grise und seiner Werkstatt) entstanden, enthält Verse in französischem (picardischen) Dialekt und (ab 1400) Englisch über "Romance of the Good King Alexande" (über Alexander den Grossen), sowie illustrierte Berichte über die Reisen Marco Polos. Es stellt eine hervorragende Quelle für französische Mode um die Mitte- genauer der ersten Hälfte der 40ger Jahre- des 14ten Jahrhunderts dar.
Londonfunde
Textil-, Metall-, Buntmetall-, Holz-, Leder und Schuhfunde aus dem Hafenbecken von London
Heidelberger Liederhandschrift
Die Grosse Heidelberger Liederhandschrift, auch genannt "Codex Manesse", oder Pariser Handschrift stellt die bedeutenste und berühmteste Quelle deutscher Dichtkunst des ausgehenden Mittelalters dar. Ca. im Zeitraum 1305-1340 (inklusive Nachtragsmaler) entstanden, zeigt sie in den insgesamt 138 Miniaturen ausserdem historisierend Mode des ausgehenden 13ten Jahrhunderts, sowie Mode der ersten Hälfte des 14ten Jahrhunderts.
Luttrell Psalter
Der Luttrell-Psalter, ein ca. 1330-45 in England entstandendes Psalmbuch, ist mit eine der wichtigsten, wenn auch sicher englischen Quellen für Kleidung und Werkzeuge der arbeitenden Bevölkerung im frühen 14ten Jahrhundert.
Chronicles
Jean Froissart, Penguin Classics
Der bedeutenste Chronist des 100jährigen Krieges zwischen England und Frankreich war gleichzeitig der bedeutenste Militärchronist des Mittelalters und einer der wichtigsten Zeitzeugen seiner Zeit. Zusammen mit den Werken Chaucers ein absolutes Must-Have für Darsteller der Epoche.
0140442006 (German)
Fashion in the Age of the Black Prince: A Study of the Years 1340-1365
Stella Mary Newton, The Boydell Press
Dieses Buch bietet eine detaillierte Analyse der bürgerlichen und höfischen Kleidung in England und Frankreich anhand der Royal Wardrobe Accounts in den Jahren 1340-65. Durch die Auswertung von Rechnungen, Kleiderlisten und anderen Schriften lassen sich teilweise jahreszeitliche Modeentwicklungen rückschliessen.
085115767X (German)
Medieval Costume and Fashion
Herbert Norris, Dover Publications
Obwohl dieses Buch von Herbert Norris oftmals Bezug auf die überholten Ausführungen von Violet le Duc nimmt, enthält es doch gerade für England eine durch Auszüge aus Rechnungen und zeitgenössischen Textpassagen angereicherte, mit schönen Zeichnungen illustrierte, Wanderung durch die Kostümgeschichte. Der günstige Preis macht es auch vor allem für Einsteiger interessant, es wird jedoch empfohlen, die dort teilweise enthaltenen Schnitte nicht 1:1 als Vorlage zu verwenden, sondern hierzu Primärquellen heranzuziehen.
0486404862 (German)
Dress Accessories, c.1150-c.1450
Geoff Egan, Frances Pritchard, Boydell Press
Aus der Reihe "Medieval Finds from Excavations in London" bietet dieses Buch einen faszinierenden Überblick über die Funde mittelalterlicher Gürtel, Schnallen, Nadeln und anderer Accessoirs aus dem Hafen von London.
0851158390 (German)
Textiles and Clothing , C.1150-C.1450
Elisabeth Crowfoot, The Boydell Press
Das Buch zu den Textilfunden aus dem Hafenbecken von London aus der Reihe der Londonfunde bietet neben der Analyse der Textilien interessante Details zur Textilindustrie speziell des 14ten Jahrhunderts in England, und stellt auf Grund der detaillierten Auswertungen der Verarbeitungstechniken, Materialien und Färbungen eine Pflichtlektüre für hoch-und spätmittelalterliche Textilrekonstruktion dar.
1843832399 (German)
Codex Manesse
Ingo F. Walther, Insel, Frankfurt
Die große Heidelbergerliederhandschrift, auch "Codex Manesse" genannt, entstand im Zeitraum 1305-1340 und ist eine der bedeutensten Lyriksammlungen der deutschen Geschichte. In diesem Buch werden nicht nur die Farbtafeln in guter Qualität abgedruckt, sondern auch deren Inhalt und Bedeutung analysiert. Die Lieder selbst sind nicht Gegenstand des Buches.
3458143858 (German)
Medieval Rural Life in the Luttrell Psalter
Janet Backhouse, University of Toronto Press
Der Luttrell-Psalter, ein ca. 1325-45 entstandenes Psalmbuch des Geoffrey Luttrell, weisst eine für den betreffenden Zeitraum ungeheuer reiche Sammlung an Bildern des ländlichen Lebens und der arbeitenden Bevölkerung auf. In diesem Buch analysiert Janet Backhouse Werkzeuge und Methoden des betreffenden Zeitraumes anhand der farbigen Auszüge aus dem Psalmbuch.
0802083994 (German)
Zurück zu anderen Gegenständen in dieser Kategorie