Kleidung - Schaube

Schaube aus krappgefärbter Wolle mit Wolltuchfutter und Nerzpelzkragen
(ca. 1470-1500)

In der zweiten Hälfte des 15ten Jahrhunderts taucht in den Darstellungen von Damen gehobener und bürgerlicher Schichten ein Kleidungsstück auf, das vom Betragen her bis in die Neuzeit als Teil der Tracht von Geistlichen, Richtern und anderen Würdenträgern überlebt hat: die Schaube. Als weiter, in Falten fallender, vorne meisst offener, nur mit einer Kordel oder Knöpfen am Kragen verschlossener Rock mit weiten Ärmeln und häufig Pelzverbrämung-oder Fütterung, wird sie sogar nach 1500 für die Kleidung der frühen Renaissance bei Männern charakteristisch.

Es ist uns derzeit nicht möglich, gesichert einzugrenzen, inwieweit die Schaube bei Frauen vor 1500 zur alltäglichen oder repräsentativen Kleidung gehörte, dennoch ist sie in vielen Fällen in bildlichen Quellen aus dem Süden Deutschlands, und darüber hinaus, nachweisbar, sowie aus der Nürnberger Polizeiordnung, Zitat: " Es sollen auch frowen und junckfrowen, inwonerin dieser stat, ey nich prem von rawher wat unndten umb  an rocken oder unndterrocken gar nyt tragen, bey peen drey guldin. Aber an schawben unnd peltzen mögen  sie prem tragen inn der praytten, wie hievor gesatzt ist." Hier wird auch die Pelzverbrämung explizit erwähnt, die hier, anders als bei anderen nichtpelzgefütterten Sachen. erlaubt ist.

(Getragen wird die Schaube hier mit einem Kleid nach Mode ebenfalls aus dem fränkischen Raum).

 

Vorlage

Die von uns rekonstruierte Schaube folgt verschiedenen Darstellungen und Beschreibungen des späten Mittelalters. Sie besteht aus mittelschwerem Wollköper, der mit Krapp gefärbt wurde, und ist mit leichtem Wolltuch gefüttert. Der Kragen und die Ärmel sind mit Nerz verbrämt (siehe Nürnberger Polizeiordnung im betreffenden Zeitraum).
Darstellung des Hausbuchmeisters um 1480
(In unserem Besitz seit 01/2007 / Stand 06.06.2012)
 

Quellangaben

Nürnberger Kleiderordnung des 15ten JahrhundertsAuszüge aus der Nürnberger Kleiderordnung des 15ten Jahrhunderts
Wolfegger HausbuchHausbuch des Fürsten von Waldburg-Wolfegg, ca. 1475-85, auch "Wolfegger Hausbuch". Eine der bedeutensten Quellen für spätmittelalterliche, süddeutsche Mode.
Hausbuchmeister, 15tes JahrhundertDarstellungen der oder des sogenannten "Hausbuchmeisters", benannt nach seiner/ihrer Arbeiten am Hausbuch von Schloss Wolfegg. Genauere Bezeichnung wären "Meister des Amsterdamer Kabinetts", da es sich um vermutlich mehrere Personen handelten, deren Grossteil an Arbeiten sich heute im Amsterdamer Rijksmuseum zu finden sind. Der oder die vor allem am Ober-und Mittelrhein täten Künstler waren mit ihrer Arbeit wegweisend für die spätmittelalterliche Kunst, und gehörten neben Schongauer zu den bedeutensten deutschen Kupferstecher und Zeichner. Wirkungszeitraum ca. 1470-1505. Details siehe Wikipedia.
Spätmittelalterliche Gemälde aus NürnbergVerschiedene Gemälde aus Nürnberg (Nürnberger Lorenzkirche, Germanisches Nationalmuseum), aus dem Zeitraum 1380-1500.
Nürnberger PolizeiordnungNürnberger Polizeiordnung des 13ten bis 15ten Jahrhunderts, Veröffentlichung von 1861. Bibliothek des Ltterarischen vereins Stuttgard.
Werke des Meister E.S.Die Kupferstiche, Zeichnungen und weiteren Arbeitend esMeisters E.S. sind insbesondere für die kostümgeschichtliche Recherche über das späte 15te Jahrhundert von großem Nutzen.
 

Empfohlene Literatur


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. Venus und Mars: Das Mittelalterliche Hausbuch aus der Sammlung der Fürsten zu Waldburg Wolfegg .
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Venus und Mars: Das Mittelalterliche Hausbuch aus der Sammlung der Fürsten zu Waldburg Wolfegg
Graf zu Waldburg Wolfegg, Prestel Verlag
Das mittelalterliche Hausbuch stellt mit seinen 63 illustrierten Pergamentblättern mit bürgerlichen und adligen Leben, sowie Illustrationen technischer Geräte, eines der bedeutensten Bildwerke spätmittelalterlicher deutscher Bildkunst dar, und ist eines der besten Quellen für spätmittelalterliche, süddeutsche Mode, insbesondere im Raum Augsburg bis Nürnberg.
379131839 (German)
 

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Vom Leben im späten Mittelalter. Der Hausbuchmeister oder Meister des Amsterdamer Kabinetts
J. P. Filedt Kok, Rijksmuseum Amsterdam
Ausstellungskatalog des Rijksmuseum Amsterdam zur gleichnamigen Ausstellung 1985. Universelles Werk zur Mode im späten 15ten Jahrhundert, insbesondere in Deutschland, sowie dem genannten Meistern des Amsterdamer Kabinetts und anhängiger Kupferstecher und Maler. Absolutes Muss für Darsteller des späten 15ten Jahrhunderts in Deutschland.
66137-92594 (German).
 

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. Der Meister E.S.: Ein Kapitel europäischer Kunst des 15. Jahrhunderts. Text- und Tafelband .
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Der Meister E.S.: Ein Kapitel europäischer Kunst des 15. Jahrhunderts. Text- und Tafelband
Janez Höfler, Schnell & Steiner
Für den Spätmittelalterdarsteller inverzichtbares Werk mit einer Vielzahl der Werke des Meisters E.S. und der kunsthistorischen Einordnung dieser.
379542027X (German).
 

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