Küche und Haushalt - Zinnkanne

(ca. 1400-1500)
Betrachtet man die Fundlage des Mittelalters, fallen neben den häufigen Fragmenten von hölzernern Geschirr, das bis in das späte Mittelalter die Tafeln einfacher Haushalte dominiert (-> Daubenschale , Holzdosen ) auch die grosse Anzahl von Keramikscherben auf. Gerade aus spätmittelalterlichen Fundkomplexen sind eine grössere Anzahl an Massenfunden von Keramiken bekannt (-> Grosser Vierpassbecher , Beutelbecher , Windlicht , Flaschen aus Keramik ).
Dennoch mehren sich in spätmittelalterlichen Darstellungen vom häuslichen, bürgerlichen Ideal die Abbildung von Zinngeschirr und Zinnkannen. Verschiedene Kannenformen sind seit ca. Mitte des 14ten Jahrhunderts in erhaltener Form und Abbildungen nachweisbar, und ihre Zahl und Formenvielfalt nimmt bis 1500 stark zu. Neben den häufiger erhaltenen Zunftkannen, Geschlechterkannen, Pipkannen oder sogenannten Ratsherrenkannen (-> Grosse Zinnkanne ) zeigen Abbildungen vor allem auch gedrungene, bauchige Schankkannen im Rahmen von Bader- oder Wirtshausdarstellungen, sowie die spezifisch süddeutsche oder schweizerische Glockenkanne.

Wie häufig Zinngeschirr generell, und Zinnkannen speziell in bürgerlichen Haushalten war, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, Testamente lassen unter anderem Rückschlüsse zu, dass ihr Wert nicht als so hoch eingeschätzt wurde, als dass es notwendig wäre, sie innerhalb der Familie zu vererben, weswgen vermutlich in gutbürgerlichen Haushalten eher die Funktion des wirklich repräsentativen Geschirrs übernahm.
 

Vorlage

Die vorliegende Kanne findet sich in gleicher oder ähnlicher Form in verschiedenen Abildungen des späten Mittelalters, unter anderem dem Schachzabelbuch um 1475 (rechts).
Sie besitzt einen bauchigen Korpus, mit kurzem, gedrungenen konischen Standboden und gedrungenem Hals mit characteristisch gewölbtem Deckel. Dieser konnte auch mit einem Kegel verziert werden.
Sie ist in klassischer Weise aus einzeln gegossenen und abgedrehten Teilen zusammengesetzt worden, wie sie auch verschiedene Funde aus dem späten Mittelalter aufweisen. Das Scharnier wurde nachträglich mit einer Metallniet repariert.
Kannen dieses Typs finden sich vor allem bei Bewirtungsdarstellungen wieder.

Es handelt sich hierbei um ein Stück aus der Neuzeit, das wir privat erstanden haben.
Zinnkanne im Schachzabelbuch, ca. 1475
(In unserem Besitz seit 10/2006 / Stand 26.11.2009)
 

Quellangaben

Testamente aus LüneburgTestamente aus Lüneburg des 14ten- 15ten Jahrhunderts, unter anderem das Testament des Vikars Heinrich Tetendorp. Auswertung der Materiellen Kultur.
Kanne des Cunz HasGefußte Kanne des Cunz Has. Ratsherrenkanne auf hohem Fuss, Zinn, datiert 1453.
Gemälde, RothenburgGemälde, Evang.-Luth. Pfarrkirche Rothenburg o.d.Tauber. 1490-1500
Hansekanne, Zinn. NorddeutschlandHansekanne, Zinn. Norddeutschland, Kunstgewerbemuseum Köln. 2.H. 15.Jhd.
Hansekanne, RostockHansekanne, Zinn, Rostock, Kulturhistorisches Museum Rostock, 15.Jhd
Folio 12r, 37r und 15v, Cod. s. n. 2612Folio 12r, 37r und 15v, Cod. s. n. 2612, Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Österreich, 1330-40
Fol. 45r des Cod. 3085Fol. 45r des Cod. 3085, Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Österreich, um 1475
Folio 66v des Cod. 3085Folio 66v des Cod. 3085,Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Österreich, um 1475
Gemälde, Mahnung ChristiGemälde, Mahnung Christi, Vorarlberger Landesmuseum, Vorarlberg , Bregenz, Österreich, 1468
Fol. 93v uvm. des BNF Fr 12Fol. 93v uvm. des BNF Fr 12, Lancelot du Lac. Festmalszenen. Frankreich, 1360
Gemälde, Dreifaltigkeitskapelle LienzGemälde, Dreifaltigkeitskapelle Lienz, Schloss Bruck, Osttirol, Österreich, 1490-1500
Gemälde, Landesmuseum Joanneum, GrazGemälde, Landesmuseum Joanneum, Graz, Steiermark, Österreich, IN 417, 1480-85
Gemälde, Stadtmuseum WelsGemälde, Stadtmuseum Wels, Oberösterreich , 1490-95
Cod. s. n. 2585 fol. 238rFol. 238r des Cod. s. n. 2585, Österreichische Nationalbibliothek, Wien,Österreich 1450-75
Cod. 3049, fol. 91vMann mit Zinnkanne. Cod. 3049, fol. 91v, Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Österreich. um 1479.
Gemälde, Pfarrhof VorderbergGemälde, Pfarrhof Vorderberg, Kärnten, Österreich. 1490-1500
Zinnkanne, Märkisches Museum, BerlinZinnkanne, Märkisches Museum, Berlin. II 61. 345e. Datiert zwischen 1400 und 1450.
Gemälde, Österreichische Galerie, WienGemälde, Österreichische Galerie, Wien, IN 4904. Datiert 1440-50
Zinnkanne, Städtisches Museum GöttingenZinnkanne, Städtisches Museum Göttingen, IN 713 (1884), 14./15.Jhd.
Altarbild, Kloster St. KlaraAltarbild, Kloster St. Klara, Freising, Bayern, datiert 1430-35
Spätmittelalterliche Gemälde aus NürnbergVerschiedene Gemälde aus Nürnberg (Nürnberger Lorenzkirche, Germanisches Nationalmuseum), aus dem Zeitraum 1380-1500.
SchillingchronikBerner Chronik oder Schlinngchronik, eine von Diebold Schilling dem Älteren verfasste Chronik der Burgunderkriege, ca. 1474-83.
Nürnberger ZinngiesserinnungsaktenAuszüge aus den Innungsakten und Markenaufzeichnungen der Nürnberger Zinngiesserinnung nach 1360
 

Empfohlene Literatur


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. Die Welt der Schweizer Bildchroniken .
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Die Welt der Schweizer Bildchroniken
Carl Pfaff, Edition91
Hervorragendes Buch über die Schweizer Bildchroniken aus den Jahren 1470 bis 1515, mit Übersicht spätmittelalterlichen Lebens in der Schweiz und guten Quellen zu süddeutscher Mode.
3905515017 (German)
 

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