(spätes 15tes Jahrhundert)
Wie kaum ein anderes Stück Alltagskultur, war der
Löffel
des mittelalterlichen Menschen persönliches Besitztum. Anders als heute, wo das Geschirr in grosser Zahl und Ausführung Nutzgegenstand ohne persönlichen Bezug darstellt, lag es durchaus im üblichen Rahmen, dass der Gast zur Tafel sein eigenes Besteck, lange Zeit nur bestehend aus eben jenem
Löffel
und dem Ess- oder
Gebrauchsmesser
, mitbrachte.
Dies führte dazu, dass dies sogar in ein heute noch geläufiges Sprichwort Einzug hielt: "den
Löffel
abgeben"; als quasi endgültiges Loslassen von irdischen Gütern im Rahmen des Todes.
Mittelalterliche
Löffel
sind im Fundgut in verschiedener Form präsent: langstilige
Löffel
, die als Kochlöffel interpretiert werden,
Löffel
mit stark geschwungenem Griff und langovaler, stark bauchiger Laffe, die als Schöpflöffel benutzt sein worden könnten, sowie eine Reihe von Funden, die dem persönlichen Gebrauch beim Essen zugeschrieben werden.
Hierbei erstreckt sich die Gruppe kurzstieliger
Löffel
über einen breiteren Zeitrahmen, es sind jedoch einige Unterschiede feststellbar. Der hier präsentierte
Löffel
gehört zu der späten Gruppe ab ungefähr dem zweiten Viertel des 15ten Jahrhunderts, die im Fundgut und Bildquellen lange bis in das 16te Jahrhundert hinein präsent ist. Für ihn sind der kurze Stil mit oval bis rundovalem Querschnitt, und die spitzoval, flachbauchige Laffe in ingesamt Tropfenförmiger Form bis characteristisch spitzem Übergang in den Stil typisch. Ein durch Baubefüllung und die Baudokumntation auf um 1434 datiertes vergleichbares Stück wurde in Nürnberg in der Kühnertsgasse gefunden. Auch im näheren Umkreis (Frontenhausen bei Landshut) und in andern Städten Süddeutschlands (Regensburg) wurden
Löffel
dieses Typs im Umfeld einer Datierung um 1500 geborgen.
Frühere Formen präsentieren sich im Übergang mit ovaler bis kreisrunder Laffe, aber geradem Übergang am Stil, zu dieser Gruppe gehören unter anderem evermutlich in Fundfragment aus Freiberg/Sachsen, sowie Funde aus der Altdstadt in Dresden (Altmarkt, Ostseite, Grube 4, sowie
Töpfe
rgasse), Krems an der Donau und Magdeburg. Auch im Bad Windsheimer Fundkomplex ist ein solcher einmal vertreten (HG12410), die überwiegende Anzahl entspricht aber der späteren Form.
Der vorliegende
Löffel
ist eine Replik eines
Löffel
fundes aus der Latrine des Heilig-Geist Spitals in Bad Windsheim, Mittelfranken, nahe Nürnberg.
Er ist, wie das Original, aus Ahorn gefertigt, und weisst eine aufwändige Schnitzverzierung am Griff auf.
Eine Arbeit von
Fred Marschall
.
(In unserem Besitz seit 06/2007 / Stand 09.02.2010)
Spätmittelalterliche Funde aus dem Spital in Bad Windsheim
Funde aus dem Spital in Bad Windsheim, Franken, nahe Nürnberg. Schuhe, Keramik, Holzfunde, Glas usw., datiert auf das späte Mittelalter.
Löffelfragmentfund, Magdeburg
Löffelfragmentfund, Magdeburg. Ahorn. Mittellanger Stil, rundovaler Querschnitt. Ovale Laffe mit geradem Übergang zum Stil.
Funde aus der Pfarrrei St. Jakob in Frontenhausen, Süddeutschland
Funde aus der Pfarrrei St. Jakob in Frontenhausen, Süddeutschland, datiert auf das 15te-16. Jhd. Löffelfunde, kurzer Stil ovalrunden Querschnittes mit knubbeligem Knaufende und Schnittverzierungen, sowie kurzer Stil und am Übergang zur Laffe facettiertem Übergang, vergl. Löffel aus der Kühnertsgasse, Nürnberg. Laffen spitzoval/tropfenförmig.
Funde Kühnertsgasse, Nürnberg
Funde aus einer Befüllung einer zugemauerten Tür, Kühnertsgasse, Nürnberg. Baugeschichtlich und dendrochronologisch auf 1434 datiert. Unter anderem Löffel, kurzer Stil, Holzart nicht bestimmt, spitzovale Laffe mit insgesamt tropfenartiger Form, factettierte Bearbeitung am spitzen Übergang der Laffe in den Stil. Seitlich erkennbare S-Kurvenform durch Biegung im Stil nach unten. Maserung zur Spitze in der Laffe. Gesamtlänger ca. 12cm, Laffenbreite etwas über 5.
Funde aus Grube 38, Altmarkt, Ostseite, Dresden
Die Funde werden in das frühe 16te Jahrhundert datiert. U.a Löffel mit kurzem, hierkantigem, mit querlaufenden Rippen verzierter Stil, rundoval, spitz in den Stil übergehende, insgesamt tropfenförmige Laffe.
Funde aus der Töpfergasse, Dresden
Löffelfund, Berg-oder Spitzahorn, datiert auf das 14. Jhd. Rundovale Laffe, langer Stil, gerader Übergang der Laffe zum Stil.
Latrinengrube Nr. 4 vom Altmarkt, Ostseite, Dresden
Löffelfunde, verschieden, u.a. Wachholder. Rundovale Laffe mit geraden oder punktuellem Übergang zum Stil. Stil mit runden bis ovalem Querschnitt, kurz bis mittellang. Datiert vor dem 17. Jhd.
Funde aus dem Haus am Weinmarkt Nr. 11, Nürnberg
Funde aus der Latrine des Hauses am Weinmarkt Nr. 11, Nürnberg, auch "Gasthaus zum Wilden Mann" genannt. Auf Grund von Baudaten (Mauer des später gebauten Hauses über der verfüllten Latrine) ist das Enddatum der Funde nachträglich auf 1394 korrgiert worden.
Der Windsheimer Spitalfund aus der Zeit um 1500
Walter Janssen, Verlag des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg
Beschreibung des spätmittelalterlichen Fundkomplexes aus dem Spital in Bad Windsheim, Franken, Nahe Nürnberg. Beschreibt Funde aus dem fränkischen Raum um Nürnberg, wie Schuhe, Drechslerware, Glas, Keramik usw.
3926982381 (German)
Stadtarchäologie in Freiberg- Holzfunde
Arndt Gühne, Deutscher Verlag der Wissenschaften
Band 22 der Reihe der Funde aus Freiberg, Sachsen- die Holzfunde- präsentiert ein breites Spektrum mittelalterlicher Alltagskultur aus Holz- Teller, Schüsseln/ Näpfe, Löffel, Kannen. Hervorragendes Buch mit gutet Lesbarkeit und Dokumentation. Leider teils ungenaue Datierung, die aber auf die Fundumstände zurückführbar sind.
3326006446 (German)
Die Funde vom Weinmarkt 11, dem Wirtshaus zum Wilden Mann
Brand und Kahsnitz, Brand und Kahsnitz, 1984
Besonders: Zur Datierung der Funde vom Weinmarkt 11 (Wirtshaus zum Wilden Mann) Publikation der Umdatierung des Befundes aus der Latrine des Hauses am Weinmarkt 11 in Nürnberg, auf Grund von Baudaten (Mauer oberhalb der Latrine, die bereits verfüllt war zeigt, dass die Latrine zum Vorgängerbau gehört). Vergl. auch entsprechenden Bericht in der Zeitschrift "Archäologie des Mittelalters"
(German)
Bericht über das Kolloquium zur Ausstellung "Aus dem Gasthaus zum Wilden Mann. Funde aus dem mittelalterlichen Nürnberg"
B. Scholkmann, Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 12
Bericht über das Kolloquium zur Ausstellung "Aus dem Gasthaus zum Wilden Mann. Funde aus dem mittelalterlichen Nürnberg", in der Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters Nr. 12, 1984, S. 225f., Neudatierung der Funde mit Enddatum 1394 auf Grund einer oberhalb der Latrine verlaufenden Mauer des Nachfolgebaus, zu der die Latrine ursprünglich irrigerweise zugehörig bestimmt wurde.
(German)
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