Küche und Haushalt - Windlicht

Keramikgeäß mit Öffnung, vermutlich Windlicht
(spätes 15tes Jahrhundert)
In einer Zeit, in der Licht Luxus bedeutete (Luxus -> Lux -> Licht), musste sich der wenig begüterte Mensch mit Lämpchen mit Talg, harzigen Kiefernholzspänen (Kienspänen) und vielleicht Fettkerzen begnügen. Aus Rechnungen aus dem 13ten Jahrhundert lässt sich ablesen, wie teuer teilweise Bienenwachs war, und so wird es verständlich, wenn die Spende von Kerzen für die Kirche keineswegs eine zu belächelnde Geste war. Auch Berichte über festliche Bankette reicher Personen, die diese mit vielen kerzen erhellten, machen einen Eindruck davon, womit der Reichtum in all seinen Ausprägungen zur Schau gestellt wurde.
Wir sind heutzutage oft bar der Vorstellung, wie dunkel eine mondlose, gar noch bedeckte Nacht vor den Zeiten von Öllampen, Gas- oder gar Glühbirnen war, als noch nicht bis auf wenige Plätze fernab der Städte die Nacht durch Lichtsmog mit Wiederschein der Lichter der Stadt bis in den Himmel taghell erleuchtet wurde.
Der Tageszyklus zwang den mittelalterlichen Menschen in seine Gewohnheit, man stand mit dem Morgengrauen auf, und ging, so man denn nicht über geeignete Möglichkeiten verfügte, die Dunkelheit abzuwenden, oft mit der Dämmerung schlafen, zog sich zumindestens zurück. Die Nacht, wie sich anhand vielerlei Untersuchungen und Berichte ablesen lässt, war eher die Zeit der sprichwörtlich lichtscheuen Gestalten.
Mit dem späten Mittelalter begegnen uns die bereits ab dem 12ten Jahrhundert nachweisbaren Laternen und verschiedenen tragbaren Lichtspender häufiger, so wie sich die Städte ausbreiten, und das Bürgertum an Macht und Wohlstand zunimmt.
Verordnungen regeln den Besitz und das Mitführen von Laternen (-> Laterne ) in den Städten, und Wachpersonal der städtschen Büttel benötigte für nächtliche Kontrollen eine ausreichende Beleuchtung, was sich in zahlreichen Lösungsansätzen niederschlägt.

Das vorliegende Keramikgefäß wird als Windlicht gedeutet, in das man Kerzenreste oder kleine Tranlämpchen stellte, und erweist sich im Praxistest als sehr angenehm und sicher.
 

Vorlage

Dieses Tongefäß wurde nach Vorlage eiens Fundes aus der Latrine des spitals in Bad Windsheim, Franken, nahe Nürnberg, gefertigt. Es ist ein Einzelfund, aus keinem anderen Fundkomplex ist uns ein derartiges Gefäß bekannt.
Die ursprungliche Verwendung ist unklar, es wird jedoch als Windlicht oder Lampe gedeutet, in die man z.B. eine Kerze gestellt hat.


Eine Arbeit von Anna Axtmann.
Möglicher Windlichtfund aus dem Fundkomplex der Latrine des Spitals in Bad Windsheim, Franken
(In unserem Besitz seit 05/2007 / Stand 25.01.2013)
 

Quellangaben

Spätmittelalterliche Funde aus dem Spital in Bad WindsheimFunde aus dem Spital in Bad Windsheim, Franken, nahe Nürnberg. Schuhe, Keramik, Holzfunde, Glas usw., datiert auf das späte Mittelalter.
 

Empfohlene Literatur


. . .
. .
. .
. .
. . .
Der Windsheimer Spitalfund aus der Zeit um 1500
Walter Janssen, Verlag des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg
Beschreibung des spätmittelalterlichen Fundkomplexes aus dem Spital in Bad Windsheim, Franken, Nahe Nürnberg. Beschreibt Funde aus dem fränkischen Raum um Nürnberg, wie Schuhe, Drechslerware, Glas, Keramik usw.
3926982381 (German).
 

<< Zurück zu anderen Gegenständen in dieser Kategorie