Küche und Haushalt - Griffangelmesser mit Scheide

Detail der GriffvernietungDetail der Klinge und des Griffes
(13. / 14.Jhd)
In einer Zeit, in denen nur noch mit Messer, Gabel, und seltener dem Löffel gegessen wird, und dieses Besteck überall für uns bereitsteht, ist uns die Bedeutung eines guten, eigenen Messers fremd geworden. Tatsächlich verhielt es sich im Mittelalter gänzlich anders.
An der mittelalterlichen Tafel nahm das Messer eine zentrale Rolle ein, blieb es doch, nachdem die Gabel erst zum Ende des Betrachtungszeitraumes langsam Fuss fasst, die wenn nicht gar die einzige Möglichkeit, das Essen zu zerteilen oder zum Mund zu befördern, abgesehen von den Händen, die ganz anders als heute, noch viel dazu gebraucht wurden.
Löffel standen für Suppen, Breie, Grützen bzw. das übliche G'Mus (daher das heutige Wort "Gemüse") bereit.
Jedoch war es keineswegs üblich, dass das Besteck gestellt wurde, vielmehr war es vielenorts üblich, dass der Gast sein eigenes mitbrachte.
Dies, und die Tatsache, dass das Allzweckmesser oft die einzige Waffe für den Notfall war, führten wohl dazu, dass es sich in einigen Fällen beobachten lässt, dass das Messer offen am Gürtel hängend getragen wurde.
Solchermaßen offen getragene Messer zogen die Blicke auf sich, und führten dazu, dass Griffe und insbesondere Scheiden gern benutzte Basis für Verzierungen waren.

Bekannt sind verschiedene Arten der Messertypen, insbesondere zwei verschiedene Konstruktionsarten: die Griffzungen, und die Griffangelmesser, Beispiele für Griffzungenmesser, die mit aufgenieteten Griffschalen versehen wurden, und verstärkt ab dem 14ten Jahrhundert aufkamen, sind z.B. das einfache Gebrauchsmesser und das Gebrauchsmesser mit Scheide mit stärkter Verzierung.
Das vorliegende Exemplar wiederrum ist ein Griffangelmesser, bei dem der Griff entweder aufgesteckt und mit einem Klebstoff, wie z.B. Birkenpech verklebt wurde, oder wie hier am Griffende vernietet.
 

Vorlage

Das vorliegende Messer wurde auf Basis eines Fundes aus Schleswig gefertigt, der auf das 13./14. Jhd. datiert wurde. Es ist wie das Original mit einer durchgehenden Griffangel versehen, die am Griffende vernietet wurde. Der Griff aus Buche ist mit Plättchen aus Messing eingefasst.

Die Scheide aus pflanzlich gegerbten Rindsleder basiert ebenfalls aus Funden aus Schleswig. Sie ist mit gewachstem Leinenzwirn vernäht, mit einer einfachen floralen Punzierung im Stil zeitgenössischer Funde (u.a. London) und Handschriften und einem fingerschlaufengewebtem Band aus Leinen versehen.
Griffangelmesser aus dem Fundkomplex in Schleswig
(In unserem Besitz seit 05/2004 / Stand 01.05.2007)
 

Quellangaben

Messerfunde in SchleswigIm Rahmen der Eisenfunde in Schlewig wurden eine Reihe der verschiedensten Ess-und Gebrauchsmesser publiziert und dokumentiert
LondonfundeTextil-, Metall-, Buntmetall-, Holz-, Leder und Schuhfunde aus dem Hafenbecken von London
Lederfunde aus SchleswigLederfunde aus den Stadtkerngrabungen von Schleswig
 

Empfohlene Literatur


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. Mittelalterliche Eisenfunde aus Schleswig .
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Mittelalterliche Eisenfunde aus Schleswig
Saggau, Hilke Elisabeth, Wachholtz Verlag
Diese Beschreibung der Eisenfunde aus dem mittelalterlichen Schleswig bietet für den an Replikation und Handwerk interessierten Darsteller gut kompremierte Informationen über die Befundlage, und glänzt mit zahlreichen S/W Bildern der Funde, die einen Nachbau in vielen Fällen einfach werden lässt. Werkzeuge, Waffen, Beschläge und viele Alltagsgegenstände bieten interessante Einblicke in die Verwendunf des Metalls für eine Vielzahl von Zwecken.
3529014648 (German).
 

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. Dress Accessories, c.1150-c.1450 .
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Dress Accessories, c.1150-c.1450
Geoff Egan, Frances Pritchard, Boydell Press
Aus der Reihe "Medieval Finds from Excavations in London" bietet dieses Buch einen faszinierenden Überblick über die Funde mittelalterlicher Gürtel, Schnallen, Nadeln und anderer Accessoirs aus dem Hafen von London.
0851158390 (German).
 

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. Textiles and Clothing , C.1150-C.1450 .
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Textiles and Clothing , C.1150-C.1450
Elisabeth Crowfoot, The Boydell Press
Das Buch zu den Textilfunden aus dem Hafenbecken von London aus der Reihe der Londonfunde bietet neben der Analyse der Textilien interessante Details zur Textilindustrie speziell des 14ten Jahrhunderts in England, und stellt auf Grund der detaillierten Auswertungen der Verarbeitungstechniken, Materialien und Färbungen eine Pflichtlektüre für hoch-und spätmittelalterliche Textilrekonstruktion dar.
1843832399 (German).
 

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. Mittelalterliche Lederfunde aus Schleswig - Futterale, Riemen, Taschen und andere Objekte .
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Mittelalterliche Lederfunde aus Schleswig - Futterale, Riemen, Taschen und andere Objekte
Christine Schnack, Wachholtz Verlag
Diese Beschreibung der Leder aus dem mittelalterlichen Schleswig bietet für den an Replikation und Handwerk interessierten Darsteller gut kompremierte Informationen über die Befundlage, und glänzt mit zahlreichen S/W Bildern der Funde, die einen Nachbau in vielen Fällen einfach werden lässt. Die Vielzahl der Objekte des alltäglichen Lebens ist insbesondere für Darsteller eine gute Quelle, gerade und im Vergleich zu bildlichen Darstellungen und anderen Fundkomplexen wie London, Konstanz usw.
352901463X (German).
 

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