(A. zweite Hälfte 14tes - Ende 15. Jhd.)
Herstellung: Myriam Gateault
Wie auch der einfache
Lederbeutel
(->
Einfacher Hirschlederbeutel
, ->
Lederbeutel
-> Schwarzer
Lederbeutel
), stellt auch dieser Beutel einen recht typischen Vertreter der Art von Taschen dar, wie sie im Mittelalter in verschiedener Form und Verzierung im Gürtel, teilsweise versteckt vor Beutelschneidern unter der oberen Bekleidungsschicht, getragen wurden.
Ab dem 14ten Jahrhundert begegnet uns eine aufwändigere Variante des
Lederbeutel
s, aus feinem, hellen Leder gefertigt, teilweise mit kleineren Seitenbeuteln, verziert mit Nestelschnüren und Quasten.
Diese bis ins 15te Jahrhundert zunehmend beliebter werdende Art lässt sich schliesslich auf einer breiten Anzahl an Darstellungen nachweisen, und werden sowohl von Frauen, als auch Männern getragen, wobei ihre Form unterschiedlich ausfallen kann. Nachweisbar sind einfache Beutel, solche mit Seidentaschen, wie das vorliegende Exemplar, aber auch im letzten Jahrzehnt des 15ten Jahrhunderts zunehmend mit aufgesetztem Deckel. Besonders grosse und mit vielen Seitenbeuteln ausgestattete Beutel sind uns heute unter dem Namen "Geldwechslerbeutel" bekannt. IhreFunktion ist nicht eindeutig geklärt, obschon sie sich durch die vielen Seitentaschen für diesen Zweck recht gut eignen. Vermutlich waren sie, was sich auch mit den Darstellungen deckt, in dieser Ausführung vor allem bei Händlern oder verkaufenden Handwerkern beliebt.
Dieser Beutel wurde hauptsächlich basierend auf einem Beutel aus dem Nachlass des Hermann von Gouch aus Köln, heute im Bestand des Kölner Stadtmuseums, datiert auf das 14te Jahrhundert (vermutlich zweite Hälfte), gefertigt.
Diese Form ist aber besonders in der zweiten Hälfte des 15ten Jahrhunderts auf zahlreichen süddeutschen Gemälden nachweisbar.
Der genaue Ledertyp der Vorlage ist unbekannt, Poren und Helligkeit des Leders deuten aber auf Hirschleder o.ä. hin.
Wie auch das Original ist er an den Rändern mit Nestelbändern eingefasst. Anders als dieser besitzt er aber 4, anstatt von 2 Zusatztaschen, was jedoch sich u.a. bei Beuteln aus dem Offenbacher Ledermuseum nachweisen lässt. Die Nestelbänder, die den Beutel verschliessen, sind mit Knochenperlen ausgestattet.
Wie bei vielen Darstellungen des 15ten erkennbar, ist er mit einer grossen Quaste am unteren Ende ausgestattet. Diese fehlt bei der Vorlage, die Technik und Verzierungsart ist im 14ten jedoch bereits bekannt.
Die Quaste, und die Nestelenden, sind mit sogenannten "türkischen Knoten" verziert, wie sie ebenfalls bei zahleichen spätmittelalterlichen Almosenbeuteln nachweisbar sind. Die Herkunft dieser textilen Einfasstechnik ist uns nicht bekannt, der Name jedoch impliziert eine Übernahme aus dem osteuropäischen Raum. Es kann sich jedoch auch um eine moderne Fehlbenennung durch Einfluss verschiedener Stücke der Türkenbeute handeln, die diese Verzierung ebenfalls aufweisen. Die Art posamentaler Verzierung ist auch weit nach dem Mittelalter noch gebräuchlich.
Die Muster der
Nestelbänder
weichen teilweise von der Vorlage ab, für den Hauptverschluss wurde anstatt des breiten Bandes ein rundes gewählt. Die kleinen Beutel sind, wie im Original, auch mit flach gewebten Senkeln aus
Seide
verschlossen.
(In unserem Besitz seit 02/2007 / Stand 13.12.2007)
Lederbeutel, Köln, 14.Jhd.
Lederbeutel mit Beitaschen aus hellem Leder, verziert. Aus dem Nachlass des Hermann von Gouch, Köln.
Zwei Kartenspieler
Zwei Kartenspieler, spätes 15tes Jahrhundert
Altar des Schottenstiftes
Altar des Schottenstiftes, 1469-80, Wien, Österreich
Gemälde aus der Pfarrkirche Laufen
Gemälde aus der Pfarrkirche Laufen, Bayern, 1495-1505.
Lederbeutel aus dem Offenbacher Ledermuseum
Lederbeutel aus dem Offenbacher Ledermuseum, spätes 15tes Jahrhundert bis frühes 16tes Jahrhundert.
Beutel aus den Beständen des Musée d`art religieux et d`art mosan
Verschiedene Beutel, in den Beständen des Musée d'art religieux et d'art mosan
Beutel in den Beständen des Museums in Tongeren
Beutel in den Beständen des Museums in Tongeren, Textil und Leder, 13. - 18.Jhd
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