(zweite Hälfte 14.Jhd - Ende 15. Jhd)
In einer Zeit, in denen nur noch mit Messer,
Gabel
, und seltener dem Löffel gegessen wird, und dieses Besteck überall für uns bereitsteht, ist uns die Bedeutung eines guten, eigenen Messers fremd geworden. Tatsächlich verhielt es sich im Mittelalter gänzlich anders.
An der mittelalterlichen Tafel nahm das Messer eine zentrale Rolle ein, blieb es doch, nachdem die
Gabel
erst zum Ende des Betrachtungszeitraumes langsam Fuss fasst, die wenn nicht gar die einzige Möglichkeit, das Essen zu zerteilen oder zum Mund zu befördern, abgesehen von den Händen, die ganz anders als heute, noch viel dazu gebraucht wurden.
Löffel standen für Suppen, Breie, Grützen bzw. das übliche G'Mus (daher das heutige Wort "Gemüse") bereit.
Jedoch war es keineswegs üblich, dass das Besteck gestellt wurde, vielmehr war es vielenorts üblich, dass der Gast sein eigenes mitbrachte.
Dies, und die Tatsache, dass das Allzweckmesser oft die einzige Waffe für den Notfall war, führten wohl dazu, dass es sich in einigen Fällen beobachten lässt, dass das Messer offen am Gürtel hängend getragen wurde.
Solchermaßen offen getragene Messer zogen die Blicke auf sich, und führten dazu, dass Griffe und insbesondere Scheiden gern benutzte Basis für Verzierungen waren.
Das vorliegende Messer und die Scheide wurde auf Basis der Funde aus London gefertigt. Konstruktive Merkmale sind die aus dünnem Messingblech gebogenen Hülsen, die zum Vernieten der Griffschalen mit der Angel dienen, wie es ab Mitte des 14ten Jahrhunderts bei Messern zunehmen üblich wird. am vorderen Griffende ist vor der Klinge ein Stück aus Messing eingesetzt. Der Griff selbst besteht aus Horn.
Die Scheide wurde, wie es üblich war, auf das Messer direkt angepasst, und nass vernäht, so dass sie genau die Form des Messers angenommen hat, und mit punzierten Verzierungen versehen.
Messer gleichen Typs lassen sich über ganz Europa verteilt beobachten. Eine regionale Zuordnung ist selten möglich, da es sich hier um einen reinen Gebrauchsgegenstand handelt, dessen Form vor allem der Funktion folgt.
Messer ähnlichen oder gleichen Typs finden sich auch in Süddeutschland. Das geschwungene Griffende findet sich in exakt der gleichen Form in Darstellungen des Messerers aus der Mendelschen Zwölfbruderstiftung aus Nürnberg (1430). Ebenfalls der Klingenschmied um 1500 oder der Gastwirt um 1470.
(In unserem Besitz seit 01/2007 / Stand 25.06.2007)
Londonfunde
Textil-, Metall-, Buntmetall-, Holz-, Leder und Schuhfunde aus dem Hafenbecken von London
Das Hausbuch der Mendelschen Zwölfbruderstifung
Die Abbildungen des Hausbuches der mendelschen Zwölfbruderstifung aus Nürnberg, frühes 15tes bis frühes 16tes Jahrhundert, zeigt vielerlei Handwerksberufe und ihre verwendeten Werkzeuge sowie Produkte, und stellt eines der bedeutensten Werke des Spätmittelalter in Bezug auf Handwerk, speziell in Nürnberg, dar.
Messerfunde aus Wartenberg und Wroclaw
Verschiedene Messerfunde aus Nordeuropa, zusammengefasst in "Untersuchung zu mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Messern" von Gerhard Folke Wulf Holtmann, Göttingen 1993.
Spätmittelalterliche Gemälde aus Nürnberg
Verschiedene Gemälde aus Nürnberg (Nürnberger Lorenzkirche, Germanisches Nationalmuseum), aus dem Zeitraum 1380-1500.
Bethlehemischer Kindermord
Bethlehemischer Kindermord nach anonymen Maler, spätes 15tes Jahrhundert, Süddeutsch. Floral verzierte Schwertscheide
Buchfutteral, süddeutsch, 1480
Buchfutteral, Original, süddeutsch, um 1480
Dress Accessories, c.1150-c.1450
Geoff Egan, Frances Pritchard, Boydell Press
Aus der Reihe "Medieval Finds from Excavations in London" bietet dieses Buch einen faszinierenden Überblick über die Funde mittelalterlicher Gürtel, Schnallen, Nadeln und anderer Accessoirs aus dem Hafen von London.
0851158390 (German)
Textiles and Clothing , C.1150-C.1450
Elisabeth Crowfoot, The Boydell Press
Das Buch zu den Textilfunden aus dem Hafenbecken von London aus der Reihe der Londonfunde bietet neben der Analyse der Textilien interessante Details zur Textilindustrie speziell des 14ten Jahrhunderts in England, und stellt auf Grund der detaillierten Auswertungen der Verarbeitungstechniken, Materialien und Färbungen eine Pflichtlektüre für hoch-und spätmittelalterliche Textilrekonstruktion dar.
1843832399 (German)
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