Kleidung - Cappa

Cappa auswallnussgefärbter Wolle mit handgewebtem Leinenfutter
(13. bis 15. Jahrhundert)
Die Cappa (als solche eigentlich eher in langer Form in liturgischher Verwendung bezeichnet), oder auch Cucullus/Kukulle, oder aber "Kotze" (verwandt: englisch "coat" für Mantel und auch "Kutte", abgeleitet von dem groben Stoff mit graubrauner Farbe, vermutlich übernommen in die Umgangssprache für Erbrochenes), eine Art Wetter-und Reisemantel mit Kapuze, geht eventuell auf römische Vorbilder zurück (Paenula ), und lässt sich im hohen sowie späten Mittelalter in Miniaturen häufig in Verbindung mit Schäfern, Reisenden und anderen Personen beobachten, die Wind und Wetter ausgesetzt waren, aber auch als Attribut von Geistlichen und Heiligen, vermutlich als Zeichen ihrer Frömmigkeit, Einfachheit und des Pilgertums. Sein langer Umhang schützt den Rücken auch bei der Arbeit, die es benötigt, sich vornüberzubeugen (z.B. Feldarbeit), und es lassen sich Taschen, Rollen und ander Dinge darunter vor Feuchtigkeit schützen.
Auch in nachmittelalterlicher Zeit lassen einige erhaltene Pilgermäntel denselben Schnitt erkennen.
Eng verwandt mit diesme Kleidungsstück ist auch die Gugel , sowie der in der frühen Renaissance aufkommende Goller (-> Hals, Kragen, auch etymologisch verwandt mit der Gugel), in der heutigen Zeit ist es bekannt als Poncho .
 

Vorlage

Unser Rekonstruktionsversuch einer Cappa basiert hauptsächlich auf der Franzöischen Morgan- oder Kreuzfahrerbibel um 1250-60. Im Gegensatz zu Modellen, die in Frankreich um 1200 zu beobachten sind, und Modellen aus Deutschland im selben Zeitraum, verläuft dieser nicht eckig, sondern rund, und gleicht somit einer sehr grossen Gugel.

Ähnliche Modelle sind aus verschiedenen Materialien aus nachmittelalterlicher Zeit erhalten und auch auf Darstellungen nach dem 13ten Jahrhundert zu sehen.
Detail aus der Morganbibel, 1250-60, Frankreich
(In unserem Besitz seit 08/2005 / Stand 26.11.2009)
 

Quellangaben

Heiliger Antoniuscod. 1846 ; fol. 44v, Österreichische Nationalbibliothek, Wien. 1455-63 Darstellung des heiligen Antonius mit Cuculle, Stab und Beutel.
SachsenspiegelAusgabe des Sachsenspiegels, ca. 1350, Deutschland
Verschiedene KukulledarstellungenVerschiedene Kukulledarstellungen aus Süddeutschland, Österreich, England Frankreich, unter anderem: "Hans Vintler. Blumen der Tugend", 1411, Wien. Gebetbuch für Albrecht VI., ca. 1460.
Bible moraliseParis, Bibliothèque nationale de France MS fr. 167, Bible moralise, Codex, Frankreich, Mitte 13tes Jahrhundert
KreuzfahrerbibelDie Kreuzfahrer, oder Maciejowski-Bibel, datiert auf ca. 1244-1254, wurde vermutlich von Ludwig "dem Heiligen" IX. von Frankreich (1214-1270) in Auftrag gegeben und im Pariser Raum angefertigt. Sie stellt ein wichtiges Zeugnis der bildlichen Darstellung von Mode und Sachkultur in Frankreich Mitte des 13ten Jahrhunderts dar.
Luttrell PsalterDer Luttrell-Psalter, ein ca. 1330-45 in England entstandendes Psalmbuch, ist mit eine der wichtigsten, wenn auch sicher englischen Quellen für Kleidung und Werkzeuge der arbeitenden Bevölkerung im frühen 14ten Jahrhundert.
 

Empfohlene Literatur


. . .
. Medieval Rural Life in the Luttrell Psalter .
. .
. .
. . .
Medieval Rural Life in the Luttrell Psalter
Janet Backhouse, University of Toronto Press
Der Luttrell-Psalter, ein ca. 1325-45 entstandenes Psalmbuch des Geoffrey Luttrell, weisst eine für den betreffenden Zeitraum ungeheuer reiche Sammlung an Bildern des ländlichen Lebens und der arbeitenden Bevölkerung auf. In diesem Buch analysiert Janet Backhouse Werkzeuge und Methoden des betreffenden Zeitraumes anhand der farbigen Auszüge aus dem Psalmbuch.
0802083994 (German).
 

<< Zurück zu anderen Gegenständen in dieser Kategorie