Kleidung - Einfacher Männerkittel

Französische Cotte aus Wolle, mit Birkenblätter und Eisensulfat gefärbt
(ca. 1250-1300)

Das Hauptkleidungsstück des hochmittelalterlichen Mannes war die Cotte, ein auf einem rechteckigen Grundschnitt mit eingesetzten Keilen basierender Tunikaschnitt, der je nach Stand, Vermögen und Anlass knie- bis knöchellange Länge haben konnte.
Als Merkmal der hochgotischen Mode war sie relativ weit geschnitten, die seitlich und/oder frontal eingesetzten dreieckigen Keile erweiterten sie nach unten zusätzlich. Frontal und hinten konnte ein Reit-oder Geh-/Arbeitsschlitz die Bewegung zu Pferde oder die Arbeit erleichtern.
Als Neuerung setzte sich im 13ten Jahrhundert von Frankreich aus der enge Unterarm durch, der zunächst durch Schlitze an der Armunter- oder Aussenseite, später durch seitliche Knöpfung erreicht wurde. Der Halsausschnitt konnte mit einer Fibel verschlossen oder geknöpft sein.

Entwicklungslinie des Kittels von der ersten Hälfte des 13ten Jahrhunderts an:

 

 

Vorlage

Dieser Kittel wurde nach eine Reihe von Abbildungen und Statuen im Vergleich mit verschiedenen Funden des 13ten Jahrhunderts gefertigt, wobei ein Schwerpunkt auf französische Quellen und Details gelegt wurde. Charakteristisch sind die geschlitzten Ärmel, die vor allem in Darstellungen das Pariser Raumes zu sehen sind, und im Zuge der Mode der sich verengen Ärmel aufgekommen zu sein scheinen.
Es ist aus mit Eisensulfat und Bikenblätter gefärbter Wolle gefertigt.
Der Halsausschnitt ist mit einem Stoffnopf verschlossen, der nach Funden aus London im Vergleich mit zeitgenössischen französischen Abbildungen angefertigt wurde.
Männer mit einfachen Kitteln, Kreuzfahrerbibel, 1250-60, Frankreich
(In unserem Besitz seit 08/2005 / Stand 09.06.2010)
 

Quellangaben

Mainzer EvangeliarMainzer Evangeliar , um 1250, heute in der Hofbibliothek Aschaffenburg, Ms. 13 (seit 1803). In 71 Einzelbildern wird in diesem bedeutenden Bilderzyklus deutscher Geschichte das Leben und Wirken Jesu und Szenen aus dem neuen Testament dargestellt. Er stellt auch eine gute Quelle für Textil-und Alltagskultur des 13ten Jahrhunderts dar.
Rønbjerg KittelMittels Radiocarbonmethode nach Stuiver and Pearson auf um 1280 datierter Kittelfund aus Rønbjerg, Dänemark. Zentrale wie seitliche Geren, runde Ärmellöcher. Ärmelö nicht erhalten. langer frontaler Einschnitt unterhalb des Kopfloches, vermutlich mit Fürspan o.ä. zu verschliessen..
Kragelund KittelMittels Radiocarbonmethode auf 11/12. Jahrhundert datierter Kittelfund aus dem Kragelundmoor bei Viborg, Dänemark. Zentral und seitliche Gereneinsätze, mehrteilige Ärmel.
Söderköping KittelDendrochronologisch auf um/vor 1242 datierter Kittelfund aus Söderköping, Schweden. Das in Mi-Parti (rot-blau) und damit mit zentraler Naht ausgeführte Kleidungsstück weisst runde Ärmeleinsätze und seitliche Geren auf.
Skjoldehamn Kittel Skjoldehamn KittelMittels Radiocarbonmethode auf Anfang 11.Jahrhundert datierter Kittelfund aus einem Moor bei Skjoldehamn, Norwegen. Zentrale Schlitzung frontal und hinten, seitliche Gereneinsätze, sich verjüngende Ärmel und Gereneinsätze.
Bible moraliseParis, Bibliothèque nationale de France MS fr. 167, Bible moralise, Codex, Frankreich, Mitte 13tes Jahrhundert
KreuzfahrerbibelDie Kreuzfahrer, oder Maciejowski-Bibel, datiert auf ca. 1244-1254, wurde vermutlich von Ludwig "dem Heiligen" IX. von Frankreich (1214-1270) in Auftrag gegeben und im Pariser Raum angefertigt. Sie stellt ein wichtiges Zeugnis der bildlichen Darstellung von Mode und Sachkultur in Frankreich Mitte des 13ten Jahrhunderts dar.

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