Küche und Haushalt - Buch

Buch aus handgeschöpftem Papier, mit Einband aus Pergament, Leder, Seide und Beinknöpfen
Detail des Buchrückens mit rot hinterlegten DurchbrucharbeitenDetail des Verschlusses mit Beinknöpfen und in Fingerschlaufentechnik gewebten Seidenbändern
(ab ca. Mitte 14. Jahrhundert)
Kaum ein anderer Gegenstand der Menschheitsgeschichte steht mehr für Wissen, die Verbreitung dessen, und als einer der zentralen Merkmale der Zivilisation, wie das Buch. Obwohl die Geschichte des Buches, wie wir es heute kennen, eigentlich erst richtig mit der Erfindung des Buchdruckes in Europa Mitte des 15ten Jahrhunderts begann, blickt es auf eine lange Entwicklungsgeschichte zurück, die mit den ersten Papyrosrollen begann.

Die heutige Form des Buches, oder Codex aus einzelnen, miteinander verbundenen, eingebundenen Blättern, setzte sich vermutlich im 4./5. Jahrhundert n. Chr. durch. Während bis ins späte Mittelalter Bücher vornehmlich in klösterlichen Werkstätten entstanden, setzte sich, insbesondere durch die Verbreitung von Papier ab dem 13ten Jahrhundert, die Verwendung von gebundenen Blättern für profane Zwecke durch.
Das aufstrebende Bürgertum mit immer intensiveren Handels-und Wirtschaftsbeziehungen, und die einsetztende Geldwirtschaft in Europa leisteten der Entstehung von Rechnungsbüchern, Inventarlisten und anderen weltlichen Werken Vorschub. So sind auch ab dem 13ten Jahrhundert Kochbücher erhalten, und sogenannte Hausbücher, also Bücher, die, meisst prächtig illustriert, Dinge des täglichen Gebrauchs, der Soziologie, des Militärs oder der Technik von grossen, meisst adligen Haushalten dokumentieren, werden zu repräsentativen Elementen bürgerlicher oder adliger Haushaltskultur.
Bleibt vor der Produktion von Papier die Herstellung von Büchern durch den beinhalteten Aufwand alleine der Herstellung des Grundmaterials für die Seiten, des Pergamentes, eine immens teure Angelegenheit, sinken die Preise für beschriftbares Material ab dem 14ten Jahrhundert immer weiter ab.
Papier, das ursprünglich aus dem arabischen Orient in Europa eingeführt wurde, wird seit der zweiten Hälfte des 13ten Jahrhunderts in Italien, und ab Ende des 14ten Jahrhunderst in Deutschland hergestellt, und ersetzt als pflanzliches Produkt das vom Tier stammende Pergament schliesslich nahezu völlig.
Die erste Papiermühle in Deutschland, die Gleismühl an der Pegnitz bei Nürnber, wurde 1390 vom Nürnberger Kaufmann Ulman Stromer eröffnet.

Aus dem Mittelalter sind zahlreiche Bücher im Original erhalten geblieben, wie auch ihre Herstellung und Gebrauch in Schrift und Bild dokumentiert, beispielsweise im "De officiis ministrorum - Von den
Aufgaben der Diener", aus einer Handschrift des Bamberger Michaelklosters, datiert auf das 3. Viertel des 12ten Jahrhunderts.

Das vorliegende Buch stellt in seiner Ausführung und Dimensionen ein mögliches Beispiel einfacher profaner Buchbindekunst des Spätmittelalters dar, und keine konkrete Replik eines vorhandenen Buches.
Die meissten grösseren Werke waren vermutlich mit Buchdeckeln aus Holz versehen, das mit Leder oder feinem Stoff bezogen war.
 

Vorlage

Das vorliegende Buch wurde auf Basis verschiedener Abbildungen, Beschreibungen und erhaltener Originale hergestellt.
Die einzelnen Lagen handgeschöpften Papiers sind mit Fadenheftung verbunden, und mit einen Einband aus Leder und Pergament versehen, der mit roter Farbe hinterlegt ist. Auf den Buchdeckel ist mit Pigmentfarben eine blaue Lilie gezeichnet worden. Der Verschluss besteht aus in Fingerschlaufentechnik gewebten Seidenbändern und Knöpfen aus Bein, die das Buch beim Aufschlagen schützen.

Buchbinderarbeit:Chris Wenzel

Malerei auf dem Deckel: Karin Prusseit
Cod. 32, ca. 1300-1350, Unibibliothek Graz mit Buch mit Knopfverschluss
(In unserem Besitz seit 06/2006 / Stand 27.11.2008)
 

Quellangaben

Die Schedelsche WeltchronikDie berühmte Weltchronik des Hartmann Schedel, geboren 1440 in Nürnberg, auch: Nürnberger Chronik, oder Schedelsche Weltchronik, datiert auf 1493. Eines der bedeutensten Beispiele der mittelsalterlichen Buchdruckkunst, wurde sie von Anton Koberger in Nürnberg gedruckt. Man konnte sie für 3 bis 3,5 Gulden für die ungebundene, für 5 für die gebundene, und für 8 Gulden für die gebundene und kolorierte Ausgabe erwerben. Sie umfasst die Beschreibung der "7 Zeitalter" von der Erschaffung der Welt über die "Gegenwart" bis zum Jüngsten Gericht. Sie ist in Latein und Deutsch publiziert worden, und enthält 1804 Holzschnitte aus der Werkstatt des Nürnberger Malers Michael Wolgemut
>Wer nicht schreiben kann, glaubt es sei keine Arbeit<Artikel zur Buchherstellung im Mittelalter, von Trost Vera, Fansa, Mamoun, Der sassenspeyghel. Sachsenspiegel - Recht - Alltag; Band 1. Oldenburg 1995.
Cod. Pal. germ. 20, Folio 81vFolio 81v des Codex 20 der Universität Heidelberg, Titel "König am Pult deutet auf ein Buch" mit Detail des Buchverschlusses, in diesem Fall vermutlich Metall
Codex 2789, Folio 1 rechts, um 1400, Wien Codex 2789, Folio 1 rechts, um 1400, WienFolio 1, rechte Seite, des Codex 2789, Österreichische Nationalbibliothek, Wien, mit Buchdarstellung
Codex 32, Fol. 199, ca. 1300-1350, Graz. Codex 32, Fol. 199, ca. 1300-1350, Graz.Folio 199 des Codex 32 aus der Universitätsbibliothek Graz, Steiermark, Österreich, datiert ca. 1300-1350, zeigt einfaches Buch im kirchlichen Zusammenhang, Detail des Knopfverschlusses erkennbar.
De officiis ministrorum - Von den Aufgaben der Diener De officiis ministrorum - Von den Aufgaben der DienerFederzeichnung, 3. Viertel 12. Jahrhundert, Handschrift aus dem Bamberger Michaelskloster
Heidelberger LiederhandschriftDie Grosse Heidelberger Liederhandschrift, auch genannt "Codex Manesse", oder Pariser Handschrift stellt die bedeutenste und berühmteste Quelle deutscher Dichtkunst des ausgehenden Mittelalters dar. Ca. im Zeitraum 1305-1340 (inklusive Nachtragsmaler) entstanden, zeigt sie in den insgesamt 138 Miniaturen ausserdem historisierend Mode des ausgehenden 13ten Jahrhunderts, sowie Mode der ersten Hälfte des 14ten Jahrhunderts.
 

Empfohlene Literatur


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Die Schedelsche Weltchronik von 1493
Hartmann Schedel, Rudolf Pörtner, DBT im Bertelsmann
Die berühmte Weltchronik des Hartmann Schedel, geboren 1440 in Nürnberg, auch: Nürnberger Chronik, oder Schedelsche Weltchronik, datiert auf 1493. Eines der bedeutensten Beispiele der mittelsalterlichen Buchdruckkunst, wurde sie von Anton Koberger in Nürnberg gedruckt. Man konnte sie für 3 bis 3,5 Gulden für die ungebundene, für 5 für die gebundene, und für 8 Gulden für die gebundene und kolorierte Ausgabe erwerben. Sie umfasst die Beschreibung der "7 Zeitalter" von der Erschaffung der Welt über die "Gegenwart" bis zum Jüngsten Gericht. Sie ist in Latein und Deutsch publiziert worden, und enthält 1804 Holzschnitte aus der Werkstatt des Nürnberger Malers Michael Wolgemut. Hervorragendes Buch mit vielen spätmittelalterlichen Holzschnitten und Informationen rund um das mittelalterliche Nürnberg.
3921846641 (German).
 

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. Codex Manesse .
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Codex Manesse
Ingo F. Walther, Insel, Frankfurt
Die große Heidelbergerliederhandschrift, auch "Codex Manesse" genannt, entstand im Zeitraum 1305-1340 und ist eine der bedeutensten Lyriksammlungen der deutschen Geschichte. In diesem Buch werden nicht nur die Farbtafeln in guter Qualität abgedruckt, sondern auch deren Inhalt und Bedeutung analysiert. Die Lieder selbst sind nicht Gegenstand des Buches.
3458143858 (German).
 

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