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Gold-und seidenbestickter Almosenbeutel

(Fertigstellungsdatum 10.01.2007)

Mitte des 14ten Jahrhunderts etablierte sich in Paris ein Zentrum der Herstellung für bestickte Dekorations- /Almosen- und Reliquienbeutel.

fertige TascheDiese zeigten fast durchgehend Minneszenen mit Szenen von jungen Menschen, häufig bei heutzutage nur noch als Kinderspiele bekannten Spielen wie z. B. blinde Kuh, Topfschlagen etc, (vergl. Alexanderroman, Almosenbeutel aus dem Rheinland).
Auffällig häufig sind die Paare mit Schapellen dargestellt, vermutlich ist das Schapel hier im Kontext der Jugend zu sehen.

fertige Rückseite
Der von mir primär angewendete Stich ist Spaltstich (Schuette/ Müller-Christensen).
Dieser ist für derartige Ausfüllarbeiten an Taschen, Kleidern und z. B. auch Teppichen, neben dem Kettenstich, und dem nicht minder bekannten Stilstich, letzterer natürlich meistens für die Umrandungen, benutzt worden.

obere Verarbeitung der Tasche Nach langem studieren der Originaltasche konnte anhand der für mich zum Glück etwas ramponierten Stellen, die Verarbeitungswege rausfinden.
Quasten

Die Quasten sind mit Goldlahnnadelbindungs-„Hütchen“ bestückt.

Die obere Kante ist mit einer Art Webstickerei die komplett über den Nestellöcherrand geht umgeben, darüber bzw. durch die Schichten durch sind die Nestellöcher geschlossen worden.

Als letzten Abschluß war zu erkennen, daß eine Kordel auf die Tasche aufgelegt wurde und mit Knopflochstichen an der Tasche befestigt und somit den oberesten Rand bildet.

Entgegen meiner Annahme sind die Kordeln keine Nesteln, auf dem Original ist zu sehen, das sich die "Zuziehkordeln" wieder etwas lösen. Sprich diese wurden durch starkes überdrehen bzw. eindrehen einer Schnur hergestellt.

Alle Techniken habe ich dann entsprechend in meiner Tasche eingebracht.



Dieser Stich verbreitete sich von Frankreich aus, und wurde erst relativ spät in Deutschland angewendet (Schuette/ Müller-Christensen).

Da ich nicht einfach ein Original nachsticken wollte, habe ich mir ein dementsprechendes Bild von einem Innendeckel eines Minnekästchens mit heraldischen und figürlichen Schmuckwerk, das auf das Jahr 1350 datiert wird (Flandern, bzw. nordfranzösischer Einfluß), ausgesucht.

Dieses zeigt eine Szene aus der hohen Minne, die Szene der "Waffendareichung".

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