Die beiden hier vorgestellten Puppen basieren auf keiner konkreten Vorlage, ihre Herstellungsweise ist spekulativ, da uns keine Funde rein textiler Puppen vorliegen. Materialien, Fertigungsdetails und Farben entsprechen jedoch zeitgenössischen Funden von Kleidung, sowie der Mode. Beide Puppen sind aus mit Rohbaumwolle gefülltem Leinen gefertigt. Haare und Details des Gesichtes wurden aus Wolle und Leinen modelliert. Auf dem Körper tragen sie ein Unterkleid aus Leinen, an den Füssen tragen sie Strümpfe aus Wolle, die mit einem Band unter dem Knie fixiert sind, sowie wendegenähte Schuhe aus Leder. Beide tragen ein Kleid aus Wolle, das frontal mit einer stilisierten Nestelung versehen ist, die Nestel wurde gemäß zeitgenössischen Funden und Darstellungen in Fingerschlaufentechnik aus Seide gefertigt.
Das grün des einen Kleides wurde mittels einer Färbung aus Reseda und Indigo erzielt, das rot des anderen mittels Krapp.
Im Fundgut präsent sind vor allem stark stilisierte Ganzkörperpuppen und Figuren aus Zinn, Holz und Ton. Ein Fund eines Puppenkopfes mit Fingerlöchern aus Schwerin, datiert auf das 14te Jahrhundert, sowie u.a. die Darstellung eines Puppentheaters aus den französischen Alexanderroman Mitte des 14ten legen aber die Verwendung von Textil als weiteres Material nahe. Einige wenige Darstellungen, z.B. von Lucas Cranach dem Älteren aus dem frühen 16ten Jahrhundert zeigen eine deutliche Detaillierung mittels Verwendung textilen Materials; eine vollständige Fertigung aus Stoff ist jedoch aus Ermangelung an Funden nicht eindeutig nachweisbar, in Hausfertigung jedoch unseres Erachtens durchaus wahrscheinlich, da in dieser Form auch für sehr kleine Kinder geeignet.
Mathilde, die linke Puppe, ist nun im Besitz von Henriette, der kleinen Tochter von Andrej Pfeiffer-Perkuhn, wir wünschen ihr ganz viel Spaß damit! |