(ca. 1345 - 80)
Während die weibliche Mode der Hochgotik weite, faltenreiche, verhüllende Schnitte bevorzugte, änderte sich, vermutlich ausgehend von Frankreich, im Verlaufe des 13ten Jahrhunderts bis Mitte des 14ten Jahrhunderts der Modestil völlig.
Die rechteckigen Schnitte mit dreieckigen, eingesetzten Keilen wichen teils komplizierten Schnitten mit einer Vielzahl den Körper angepassten Keilen, um das Ideal zu erreichen: bis zur Hüfte eng geschnittene, darunter reich in Falten fallende Kleider, und eng anliegende Ärmel bis zur Schulter.
Auch die Halsauschnitte zeigten immer mehr Haut, bis gegen Mitte des 14ten Jahrhunderts schliesslich schulterfreie Kleider in Mode kamen.
Während die Knöpfung im frontalen Bereich in Deutschland sowohl in der Männer-als auch besonders der Frauenmode noch etwas auf sich warten liess, begann man schliesslich, Kleidungsstücke vom Halsauschnitt bis zum Saum durchzuknöpfen, und darüber hinaus die bereits gängige Knöpfung bis zum Ellenbogen bis zur Schulter auszuweiten.
Insbesondere vermutlich durch die wenigen im Mittelalter in Gebäuden beheizbaren Räume bedingt, lassen sich verhältnismässig viele Darstellungen eingrenzen, in denen die Damen mehrere Schichten übereinander trugen. Mitte des 14ten Jahrhundert lässt sich eine Vielzahl an Kleidungsstückformen eingrenzen, die im französischsprachigen Raum "Surcot" (Über-Kleid/ Über-Kittel) genannt wurden. Diese weisen oft einen abweichenden Schnitt von dem darunter getragenen Kleid auf, insbesondere zeigen sich häufig kürzere Ärmelvarianten, bis hin zu übergrossen Ärmellöchern und garkeinen Ärmeln (->
Höllenfenstersurcot
), oder aber Ärmel mit einem rückwärtigen Ausläufer "
Löffel
ärmel" genannt. Teilweise besassen auch die Überkleider einen sehr engen Zuschnitt, so dass es nicht immer klar ist, ob die Dame nun eine, oder mehrere Schichten trägt. Darüber hinaus ging man dazu über, den
Surcot
mit Eingriffen an der Vorderseite zu versehen, um an den an dem darunter getragenen Gürtel hängenden Beutel zu gelangen.
Dieser
Surcot
wurde aus mit Kamille und Eisensulfat grün gefärbter, feiner
Wolle
gefertigt. Er ist komplett mit weissem Kaninchen gefüttert, und besitzt zwei frontale Eingriffe, die mit einer Nestelschnur aus
Seide
eingefasst sind, sowie mit
Seide
bestickt. Er ist frontal von Hals bis zum Saum mit Stoffknöpfen verschlossen, die mittels
Seide
mit einer Lilie bestickt wurden.
Als Vorlage wurden verschiedene Darstellungen aus Frankreich um 1345-60 verwendet, sowie die Befunde aus Herjolfnes, Grönland im Vergleich.
(In unserem Besitz seit 10/2005 / Stand 22.12.2009)
Spectaculum humanae salvationis
HS 2505 "Spectaculum humanae salvationis" Handschrift, Deutschland, 1360
Manuscript der Morganlibrary MS G. 24
MS G. 24 der Morganlibrary, Frankreich, 1350-60.
Alexanderroman
Der Alexanderroman, vermutlich ca. 1338-44 in Flandern (aus der Hand des flämischen Illustrators Jehan de Grise und seiner Werkstatt) entstanden, enthält Verse in französischem (picardischen) Dialekt und (ab 1400) Englisch über "Romance of the Good King Alexande" (über Alexander den Grossen), sowie illustrierte Berichte über die Reisen Marco Polos. Es stellt eine hervorragende Quelle für französische Mode um die Mitte- genauer der ersten Hälfte der 40ger Jahre- des 14ten Jahrhunderts dar.
Londonfunde
Textil-, Metall-, Buntmetall-, Holz-, Leder und Schuhfunde aus dem Hafenbecken von London
Funde von Herjolfsnes
In dem Fundkomplex bei Herjolfsnes, Grönland, wurden zahlreiche Textilien des Zeitraumes 1300-ca.1420 gefunden, womit es eine der bedeutensten Fundquellen für spätmittelalterliche Textilien darstellt.
Petites heures de Jean de Berry
Petites heures de Jean de Berry (BNF Latin 18014), Frankreich, Paris, ca. 1375
Dress Accessories, c.1150-c.1450
Geoff Egan, Frances Pritchard, Boydell Press
Aus der Reihe "Medieval Finds from Excavations in London" bietet dieses Buch einen faszinierenden Überblick über die Funde mittelalterlicher Gürtel, Schnallen, Nadeln und anderer Accessoirs aus dem Hafen von London.
0851158390 (German)
Textiles and Clothing , C.1150-C.1450
Elisabeth Crowfoot, The Boydell Press
Das Buch zu den Textilfunden aus dem Hafenbecken von London aus der Reihe der Londonfunde bietet neben der Analyse der Textilien interessante Details zur Textilindustrie speziell des 14ten Jahrhunderts in England, und stellt auf Grund der detaillierten Auswertungen der Verarbeitungstechniken, Materialien und Färbungen eine Pflichtlektüre für hoch-und spätmittelalterliche Textilrekonstruktion dar.
1843832399 (German)
Woven into the Earth: Textiles from Norse Greenland
Else Ostergard, Aarhus Universitetsforlag
Die Neuanalyse der Textilfunde im grönländischen Herjolfnes birgt an sich wenig spektakuläre Neuerungen gegenüber den ursprünglichen von Nordlund, durch die sehr plastischen Fotos der Originalstücke, der beigefügten Schnitte mit Maßen, den Kapitel über Textilverarbeitung in Grönland aber gewinnt das Buch einen ausserordentlichen Reiz für jeden Darsteller mit Interesse an Textilfunden.
8772889357 (German)
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