Kleidung - Unterhose

Weitgeschnittene Unterhose (mhd. brůch) mit Tunnelzug aus handgewebtem Leinen
Detail des Tunnelzuges mit einem Leinenband aus SpitzköperDetail der Schlitzung im Beinbereich
(ca. 1200-1320)
Anders als heute bestand die männliche Beinbekleidung über einen grossen Zeitraum des mitteleuropäischen Mittelalters nicht aus den heute bekannten Hosen.
Durch Durchsetzung der, wahrscheinlich unter byzantinischen Einfluss stehenden, langen Bekleidung höherer Stände setzten sich schätzungsweise im 11ten Jahrhundert lange, bis zum Schritt reichende Strümpfe, Beinlinge genannt, in Kombination mit einer vermutlich vornehmlich aus Leinen bestehenden, weiten, boxershortsartigen Unterbekleidung, der brůch (Mhd., Unterhose ), durch.
Diese war zuerst vermutlich recht lang, mit Schlitzen an der Beinhinter- oder innenseite, verkürzte sich im Verlaufe der Hochgotik jedoch zusehends, während die Beinlinge folgten, und immer länger wurden, je mehr sich kurze Kleidung durchsetzte.
Um die Mitte des 13ten Jahrhunderts noch relativ weit (wobei ein Unterschied zwischen der Unterhose einfacher Leute, und der des Adels zu vermuten ist), verengte sich die Unterhose auch im Fortschritt der Gotik immer weiter. Mit Wiedereinführung enger, körperbetonter Mode, die sich, anders als Mitte des 12ten Jahrhunderts, langfristig durchsetzte, verengte die Unterhose sind insbesondere in der ehemals so breiten Bundweite wieder zurück auf ursprüngliche Dimensionen,wie sie unter taillierter Kleidung unabdingbar ist, bis sie schliesslich auf Slipgrösse schrumpfte.

Die Kombination Beinlinge und brůch (Mhd.) wurde erst gegen Anfang des 15ten Jahrhunderts wieder durch eine geschlossene Hose verdrängt, blieb aber im ländlichen Bereich bis teilweise ins 17te Jahrhundert in Gebrauch.
 

Vorlage

Diese brůch (Mhd.) wurde auf Basis verschiedener Abbildungen des späten 12ten, 13ten und frühen 14ten Jahrhunderts gefertigt.
Anders als ihr späteres Pendant ist sie erheblich weiter geschnitten, und auch der Tunnelzug ist wesentlich dicker, was unter der weiten Mode Mitte des 13ten Jahrhunderts jedoch nicht störte.
Die Beine sind, den Abbildungen entsprechend, innen geschlitzt, was eine Überlappung unter den Beinlingen möglich macht, so dass diese auch bei Knielanger Kleidung eng anliegen. Zwei frontale Löcher erlauben die Befestigung der Beinlinge mittels Nesteln.

Sie ist aus handgewebtem Leinen gefertigt.
Ausschntitt aus der französischen Kreuzfahrerbibel, 1250. Deutlich sichtbar Tunnelzug und Nesteln.
(In unserem Besitz seit 06/2006 / Stand 11.08.2009)
 

Quellangaben

Heidelberger LiederhandschriftDie Grosse Heidelberger Liederhandschrift, auch genannt "Codex Manesse", oder Pariser Handschrift stellt die bedeutenste und berühmteste Quelle deutscher Dichtkunst des ausgehenden Mittelalters dar. Ca. im Zeitraum 1305-1340 (inklusive Nachtragsmaler) entstanden, zeigt sie in den insgesamt 138 Miniaturen ausserdem historisierend Mode des ausgehenden 13ten Jahrhunderts, sowie Mode der ersten Hälfte des 14ten Jahrhunderts.
KreuzfahrerbibelDie Kreuzfahrer, oder Maciejowski-Bibel, datiert auf ca. 1244-1254, wurde vermutlich von Ludwig "dem Heiligen" IX. von Frankreich (1214-1270) in Auftrag gegeben und im Pariser Raum angefertigt. Sie stellt ein wichtiges Zeugnis der bildlichen Darstellung von Mode und Sachkultur in Frankreich Mitte des 13ten Jahrhunderts dar.
 

Empfohlene Literatur


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. Codex Manesse .
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Codex Manesse
Ingo F. Walther, Insel, Frankfurt
Die große Heidelbergerliederhandschrift, auch "Codex Manesse" genannt, entstand im Zeitraum 1305-1340 und ist eine der bedeutensten Lyriksammlungen der deutschen Geschichte. In diesem Buch werden nicht nur die Farbtafeln in guter Qualität abgedruckt, sondern auch deren Inhalt und Bedeutung analysiert. Die Lieder selbst sind nicht Gegenstand des Buches.
3458143858 (German).
 

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