Kleidung - Einfache Fingerhandschuhe aus Leder

Einfache Stulpenfingerhandschuhe aus Rindsleder
(13.-15. Jhd)
Wie viele Bestandteile der Tracht kam dem Handschuh im Mittelalter teils eine symbolische Bedeutung zu, teils war er profanes Kleidungsstück und diente praktischem Nutzen. Klerikale Handschuhe wurden aus feinsten Materialien hergestellt (-> Nadelgebundene Seidenhandschuhe ), so dass sie sich zu nicht mehr eigneten, als ein Ritual zu vollführen. Verschiedene Fertigungsmethoden erlaubten die Herstellung schlichter, wärmender Alltagshandschuhe in unterschiedlichen Formen ( ->Nadelgebundene Fingerhandschuhe, Dreifingerhandschuhe ), und im Wehrwesen waren Handschuhe Bestandteil der Defensivbewaffnung (-> Spätgotische Panzerhandschuhe , Frühe Panzerhandschuhe ).
Handschuhe konnten als Zeichen der Rechtsgewalt verstanden werden, und wurden als solche in der Symbolik von Buchmalereien eingesetzt, und dienten auch als entsprechende Symbole bei Handlungen wie Geschäftsabschlüssen. Kaiser Karl IV. übergab beispielsweise der Stadt Stadt Neustadt an der Waldnaab 1354 seinen linken Handschuh mit einer Urkunde, die den Bürgern der Stadt Waldnutzungsrechte einräumte; dieser ist bis heute im hiesigen Museum zu besichten.
Schlussendlich dienten Handschuhe auch schlicht, nicht anders als heute, als Schutz der Hände vor Schmutz, Reibung und anderen Einwirkungen, eines der bekanntesten Beispiele in mittelalterlichen Darstellungen ist der Falknerhandschuh.
 

Vorlage

Die Handschuhe wurden aus Rindsleder mit gewachstem Leinengarn genäht. Als Schnittvorlage dienten verschiedene Originale (siehe Quellliste). Die Fingerober-wie Unterseiten bilden mit dem Handrücken-und Innenfläche ein Stück, Daumen wie Keile zwischen den Fingern sind eingesetzt.
(In unserem Besitz seit 10/2010 / Stand 29.06.2011)
 

Quellangaben

Spätgotischer Harnischbrust, Germanisches NationalmuseumSpätgotischer Harnischbrust, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg. Spätes 15tes Jahrhundert. Möglicherweise aus dem Spittal, Kärnten
Spätmittelalterliche Gemälde aus NürnbergVerschiedene Gemälde aus Nürnberg (Nürnberger Lorenzkirche, Germanisches Nationalmuseum), aus dem Zeitraum 1380-1500.
Heidelberger LiederhandschriftDie Grosse Heidelberger Liederhandschrift, auch genannt "Codex Manesse", oder Pariser Handschrift stellt die bedeutenste und berühmteste Quelle deutscher Dichtkunst des ausgehenden Mittelalters dar. Ca. im Zeitraum 1305-1340 (inklusive Nachtragsmaler) entstanden, zeigt sie in den insgesamt 138 Miniaturen ausserdem historisierend Mode des ausgehenden 13ten Jahrhunderts, sowie Mode der ersten Hälfte des 14ten Jahrhunderts.
KreuzfahrerbibelDie Kreuzfahrer, oder Maciejowski-Bibel, datiert auf ca. 1244-1254, wurde vermutlich von Ludwig "dem Heiligen" IX. von Frankreich (1214-1270) in Auftrag gegeben und im Pariser Raum angefertigt. Sie stellt ein wichtiges Zeugnis der bildlichen Darstellung von Mode und Sachkultur in Frankreich Mitte des 13ten Jahrhunderts dar.
Luttrell PsalterDer Luttrell-Psalter, ein ca. 1330-45 in England entstandendes Psalmbuch, ist mit eine der wichtigsten, wenn auch sicher englischen Quellen für Kleidung und Werkzeuge der arbeitenden Bevölkerung im frühen 14ten Jahrhundert.
Linker Handschuh Karls IV.Linker Handschuh Karl IV. i im Statdtmuseum Neustadt an der Waldnaab, 1354
Handschuhe Heinrich VI.Handschuhe Heinrich VI. von England, 15tes Jahrhundert, Öffentliches Museum Liverpool
Lederhandschuh, Kempten, MühlbergFund eines Lederfingerhandschuhs, Kempten, Mühlberg, grob auf das 15. Jhd datiert.
 

Empfohlene Literatur


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. Codex Manesse .
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Codex Manesse
Ingo F. Walther, Insel, Frankfurt
Die große Heidelbergerliederhandschrift, auch "Codex Manesse" genannt, entstand im Zeitraum 1305-1340 und ist eine der bedeutensten Lyriksammlungen der deutschen Geschichte. In diesem Buch werden nicht nur die Farbtafeln in guter Qualität abgedruckt, sondern auch deren Inhalt und Bedeutung analysiert. Die Lieder selbst sind nicht Gegenstand des Buches.
3458143858 (German).
 

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. Medieval Rural Life in the Luttrell Psalter .
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Medieval Rural Life in the Luttrell Psalter
Janet Backhouse, University of Toronto Press
Der Luttrell-Psalter, ein ca. 1325-45 entstandenes Psalmbuch des Geoffrey Luttrell, weisst eine für den betreffenden Zeitraum ungeheuer reiche Sammlung an Bildern des ländlichen Lebens und der arbeitenden Bevölkerung auf. In diesem Buch analysiert Janet Backhouse Werkzeuge und Methoden des betreffenden Zeitraumes anhand der farbigen Auszüge aus dem Psalmbuch.
0802083994 (German).
 

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