Kleidung - Einfache Holztrippen

Einfache Trippen aus Pappelholz, mit Lederberiemung und Nagelverschluss
(zw. H. 13.Jhd - Ende 15. Jhd.)
Dreckig, verschlammt, überschwemmt mit Abfällen, stinkend... hört man Menschen über die mittelalterliche Stadt und ihre Straßen reden, ist kein Extrem bildlich genug, um die Überlegenheit heutiger Erungenschaften zu preisen. Wer hat nicht schon davon gehört, dass die Straßen so vor Dreck starrten, dass man hölzerne Überschuhe brauchte, um nicht im Morast zu versinken! Wie bei vielen Klischees über das Mittelalter ist zwar etwas wares daran, jedoch neigten schon die Zeitgenossen unserer Vorfahren dazu, die Zustände, je nach politscher oder anders motivierter Einfärbung, zu bagatellisieren oder himmelweit zu übertreiben. So beschwerte sich zum Beispiel der Kanzler Kaiser Karls IV., Johann von Neumarkt im Jahre 1368, dass sich die Straßen Nürnbergs bei Regen in einen Morast verwandeln täten, so daß das Reiten nahezu unmöglich würde. Tatsächlich gab es zu diesem Zeitpunkt bereits Abflussrinnen in den Straßen Nürnbergs, die bis Ende des Jahrhunderts auch im Pflaster befestigt wurden. Im 15ten Jahrhundert beschäftigte die Stadt Nürnberg 2 Pflastermeuster für die Auslegung neuen Pflasters und die Ausbesserung des bestehenden (Beispiele sind in der Mendelschen Zwölfbruderschrift erhalten). Paris hingegen, natürlich als eine der größten Städte Europas, besass Ende des 14ten Jahrhunderts bereits ein flächendeckendes Pflaster, was jedoch in kleineren Gassen noch Lücken aufwies.
Neben baulichen Maßnahmen versuchte man das Problem sich anhäufenden Unrats, Baumaterials und sonstiger Abfälle auf den Straßen vor den Gebäuden durch immer strengere Gesetzen Herr zu werden, so wurde ab 1382 das freie Umherwanderns von Schweinen auf den Straßen unter Strafe gestellt, und bereits Anfang des Jahrhunderts wurden die Müllabholungszeiten für vor dem Haus gelagerte Gegenstände festgelegt. Auch wurden die Straßen insbesondere vor den besseren Bürgerhäusern regelmässig gereinigt, und den Pflastermeistern oblag auch die Beseitigung von Unrat, das nicht auf einzelnde Personen zurückgeführt werden konnte, ansonsten oblag dies den Besitzern der umliegenden Gebäude, so war die Reinigung des Marktes in Nürnberg eine Sache der Spitalverwaltung. Der Müll wurde in umliegende Deponien entsorgt. Da dies nicht ausreichte, wurden insbesondere vor dem Besuch wichtiger Personen, und zu hohen Festen umfassende Reinigungen der Stadt veranlasst, wie z.B. vor Weihnacht, Fasnacht,der Heiltumsschau, Ostern, Pfingsten, und natürlich zum Selbaldstag am 19. August, dem Tag des Stadtheiligen. Dennoch darf man sich keiner Illusion hingeben: vor der flächendeckenden Pflasterung waren die Hauptstraßen einer wachsenden Stadt wie Nürnberg bei Regen alles andere als etwas, in das man mit Seidenschuhe hatte treten wollen. Um die Schuhe vor dem Morast der Straßen zu schützen, halfen tatsächlich die bereits fest im Bild von der mittelalterlichen Stadt verankerten "Trippen", im süddeutschen Raum allgemein "Holzschuhe" genannt, die jedoch mit den späteren geschlossenen Holzschuhen wenig gemein hatten.
 

Vorlage

Die vorliegenden Trippen wurden aus Pappelholz gefertigt, und entsprechen verschiedenen Vorlagen einfacherer Trippen über einen breiteren Zeitrahmen, konkrete Vorlage war ein Fund aus Dortrecht. Entsprechende Modelle sind u.a. in Freiberg gefunden worden, sowie in Nürnberg in der Judengasse, Irrerstraße und im Burgmannshaus, wobei es sich hier meistens um spitzere Modelle für modischere Schuhe handelte, wie man sie auch teils in dem Hausbuch der Mendelschen Zwölfbruderstiftung aus Nürnberg sehen kann.
Als Material kam normalerweise scheinbar primär Erle und Weide in Verwendung, ersteres stellte bis ins 15te Jahrhundert regional eine weit verbreitete Baumsorte dar, jedoch existieren stellenweise auch Funde von Trippen aus Pappeln, dieses Holz scheint jedoch erst mit dem 17ten Jahrhundert hautpsächliches Material für diese Überschuhe geworden zu sein.
Der Verschluss des Oberleders erfolgt mittels hindurchgestecktem, einfachen Nagel, wie es auch im Fundgut nachzuweisen ist.

Eine Arbeit von Stefan von der Heide.

Versch. Darst. u. Funde v. Trippen 14/15.Jhd, u.a. aus Nürnberg und Freiberg, sowie Statue, 13 Jhd.
(In unserem Besitz seit 09/2010 / Stand 04.10.2010)
 

Quellangaben

Schachzabelbuch des Konrad von AmmenhausenSchachzabelbuch des Konrad von Ammenhausen, Wien, Österr. Nationalbibl., Cod. 3049, spätes 15tes Jahrhundert
Trippen aus Duisburg Trippen aus DuisburgTrippenfund aus Duisburg, ca. 1300
Statue mit Trippen, ca. 1250-1300 Statue mit Trippen, ca. 1250-1300Statue mit Trippen, ca. 1250-1300
Die Hochzeit des Giovanni Arnolfini"Die Hochzeit des Giovanni Arnolfini" von Jan van Eyck, 1434, Brügge, heute National Gallery of London
Das Hausbuch der Mendelschen ZwölfbruderstifungDie Abbildungen des Hausbuches der mendelschen Zwölfbruderstifung aus Nürnberg, frühes 15tes bis frühes 16tes Jahrhundert, zeigt vielerlei Handwerksberufe und ihre verwendeten Werkzeuge sowie Produkte, und stellt eines der bedeutensten Werke des Spätmittelalter in Bezug auf Handwerk, speziell in Nürnberg, dar.
Holztrippenfund, DordechtHolztrippenfund, Dordrecht, Niederlande
Holztrippenfund, Nürnberg, Lorenzer PlatzSpitze Holztrippe, um 1500 aus Nürnberg, Lorenzer Platz
Holztrippenfund, Nürnberg, Irrerstraße 19Holztrippenfund aus der Irrerstraße 19 in Nürnberg. Einzelfund; ohne lange Spitze, ungenaue Datierung, vermutlich spätes 15tes Jahrhundert, Erlenholz. Breites Oberblatt aus Leder
Holztrippenfund, Nürnberg, BurgamtmannshausHolztrippenfund aus dem Fehlboden des Burgamtmannshauses in Nürnberg, datiert auf die erste H. 15tes Jahrhundert
Holztrippenfund, Nürnberg, Judengasse 17Holztrippenfund aus Nürnberg aus der Judengasse 17
Trippenfunde aus LübeckTrippenfunde aus Lübeck, 14./15. Jhd
Holztrippenfund, LüneburgHolztrippenfund aus Lüneburg aus einer Latrine, Bäckerstraße 27, 14./15. Jhd, Weide oder Pappel
Holztrippenfund, FreibergFund von Holztrippen, Weide und Erle, 15/16.Jhd, Freiberg
Ulrich von Richental, Konzil von KonstanzUlrich von Richental, Konzil von Konstanz. 1465-75, kolorierte Federzeichnung, Schwaben. Code 3044 Fol. 81v der Österreichischen Nationalbibliothek
 

Empfohlene Literatur


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. Nürnberg - Archäologie und Kulturgeschichte .
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Nürnberg - Archäologie und Kulturgeschichte
Verschiedene, B. Friedel und C. Frieser
Teil der Festschrift 950 Jahre Stadt Nürnberg, Büchenbach. Zentrales Werk mit Beiträgen verschiedener Autoren, Auswertungen von Fundkomplexen in und um Nürnberg, insbesondere Spätmittelalter, Verzeichnis der zahlreichen Fundkomplexe und Beschreibung der Archäologiegeschichte Nürnbergs
 (German)
 

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Zwei spätmittelalterliche Wirtshäuser in Nürnberg - Kleinfunde aus der Irrerstraße
Claudia Frieser, Arbeiten zur Archäologie Süddeutschlands Band 8, Büchenbach
Zusammenfassendes Werk über die Befunde aus der Irrerstraße in der Altstadt von Nürnberg, sowie verschiedenen anderen Fundkomplexen. Trotz inzwischen bekannter Mängel in der Bearbeitung und Datierung immer noch eines der Standardwerke bei Befunden aus der Region.
 (German)
 

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. Stadtarchäologie in Freiberg- Holzfunde .
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Stadtarchäologie in Freiberg- Holzfunde
Arndt Gühne, Deutscher Verlag der Wissenschaften
Band 22 der Reihe der Funde aus Freiberg, Sachsen- die Holzfunde- präsentiert ein breites Spektrum mittelalterlicher Alltagskultur aus Holz- Teller, Schüsseln/ Näpfe, Löffel, Kannen. Hervorragendes Buch mit gutet Lesbarkeit und Dokumentation. Leider teils ungenaue Datierung, die aber auf die Fundumstände zurückführbar sind.
3326006446 (German).
 

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