Kleidung - Gugel mit Lilienapplizierungen

Gugel aus pflanzengefärbter Seide mit Futter aus Seide und Leinen und applizierten Lilien
Detail der Lilienapplikation in SeideDetail des Zinnabzeichens eiens Tjostierenden Ritters
(ca. 1340 - 1400)
Gegen Mitte des 14ten Jahrhunderts lässt sich in England und Frankreich eine Zunahme der gemusterten und flächig verzierten Kleidung in der Mode feststellen. Zieranhänger aus gepresstem, gestanzen Edelmetallblech, gemustert gewebte Brokat -und Damast Stoffe, sowie Zierapplikationen erfreuten sich grosser Beliebtheit.

Die Gugel, auch Kagel genannt, ist eine Kapuze mit teils angesetztem, verschieden langen Kragen, die sich ab der frühen Hochgotik zunehmend nachweisen lässt. Ähnlich wie die Cappa geht ihre Form möglicherweise auf antike Vorbilder zurück.

Ihr Schnitt ändert sich je nach Mode und Gebrauch im Laufe der Jahrhunderte von Region zu Region, wobei Trageweise, Länge des Zipfels ( Sendelbinde ) und Kragens variieren.

Im Verlaufe des 14ten Jahrhunderts wird die Gugel bei Männern zum modischen Accessoir, dass zu jeder Zeit getragen wird. Abbildungen aus der Mitte des 14ten Jahrhunderts zeigen Männer mit Gugeln mit langem Zipfel, der im Rücken hinter den Gürtel gesteckt wird. Typischerweise wurde die Gugel am Kragen mit einer Zirstickerei oder -Applikation versehen (vergl. Gugel mit Lilienapplizierungen ).

Bereits um die Jahrhundertwende lässt sich zudem die Mode beobachten, dass die Gugel mit dem Kopfloch vorran auf den Kopf gesetzt, und der Kragen lose über den Kopf gelegt wird. Diese Form der Kopfbedeckung führt zur Entwicklung eines eigenständigen Hutes, dem Chaparon.
 

Vorlage

Diese Gugel wurde aus Seide mit einem Futter aus Leinen und Seide in Fischgrat gefertigt. Das Obermaterial wurde mit Reseda gelb gefärbt, die Lilien mit Indigo blau.

Der Schnitt basiert auf den Funden von Herjolfness, Grönland.

Das Zinnabzeichen ist bein Abguss eines Pilgerabzeichens des 14ten Jahrhunderts. Es zeigt einen tjostierenden Ritter.
Gemusterte Kleidung aus dem Alexanderroman: Brokat-und Damaststoffe sowie Applikationen
(In unserem Besitz seit 04/2006 / Stand 26.11.2009)
 

Quellangaben

Chroniques de France ou de St. DenisIllumination Chroniques de France ou de St. Denis, Royal 20 C. VII (spez. Fol. 44v.), Ende 14tes Jahrhundert, Frankreich, mit typisch nordfranzösischer Mode der Zeit
Königliche Garderobenlisten, England, 1340-65Die königlich englischen Garderobenlistenvon 1340-65 sind ein einzigartiges Zeugnis der Kleidung im 14ten Jahrhundert, der Moden, wie sie sich verbreitete, der nationalen Vorlieben, und der Materialien sowie Preise.
AlexanderromanDer Alexanderroman, vermutlich ca. 1338-44 in Flandern (aus der Hand des flämischen Illustrators Jehan de Grise und seiner Werkstatt) entstanden, enthält Verse in französischem (picardischen) Dialekt und (ab 1400) Englisch über "Romance of the Good King Alexande" (über Alexander den Grossen), sowie illustrierte Berichte über die Reisen Marco Polos. Es stellt eine hervorragende Quelle für französische Mode um die Mitte- genauer der ersten Hälfte der 40ger Jahre- des 14ten Jahrhunderts dar.
Funde von HerjolfsnesIn dem Fundkomplex bei Herjolfsnes, Grönland, wurden zahlreiche Textilien des Zeitraumes 1300-ca.1420 gefunden, womit es eine der bedeutensten Fundquellen für spätmittelalterliche Textilien darstellt.
 

Empfohlene Literatur


. . .
. Fashion in the Age of the Black Prince: A Study of the Years 1340-1365 .
. .
. .
. . .
Fashion in the Age of the Black Prince: A Study of the Years 1340-1365
Stella Mary Newton, The Boydell Press
Dieses Buch bietet eine detaillierte Analyse der bürgerlichen und höfischen Kleidung in England und Frankreich anhand der Royal Wardrobe Accounts in den Jahren 1340-65. Durch die Auswertung von Rechnungen, Kleiderlisten und anderen Schriften lassen sich teilweise jahreszeitliche Modeentwicklungen rückschliessen.
085115767X (German).
 

. . .
. Medieval Costume and Fashion .
. .
. .
. . .
Medieval Costume and Fashion
Herbert Norris, Dover Publications
Obwohl dieses Buch von Herbert Norris oftmals Bezug auf die überholten Ausführungen von Violet le Duc nimmt, enthält es doch gerade für England eine durch Auszüge aus Rechnungen und zeitgenössischen Textpassagen angereicherte, mit schönen Zeichnungen illustrierte, Wanderung durch die Kostümgeschichte. Der günstige Preis macht es auch vor allem für Einsteiger interessant, es wird jedoch empfohlen, die dort teilweise enthaltenen Schnitte nicht 1:1 als Vorlage zu verwenden, sondern hierzu Primärquellen heranzuziehen.
0486404862 (German).
 

. . .
. Woven into the Earth: Textiles from Norse Greenland .
. .
. .
. . .
Woven into the Earth: Textiles from Norse Greenland
Else Ostergard, Aarhus Universitetsforlag
Die Neuanalyse der Textilfunde im grönländischen Herjolfnes birgt an sich wenig spektakuläre Neuerungen gegenüber den ursprünglichen von Nordlund, durch die sehr plastischen Fotos der Originalstücke, der beigefügten Schnitte mit Maßen, den Kapitel über Textilverarbeitung in Grönland aber gewinnt das Buch einen ausserordentlichen Reiz für jeden Darsteller mit Interesse an Textilfunden.
8772889357 (German).
 

<< Zurück zu anderen Gegenständen in dieser Kategorie