Rüstung und Waffen - Breites einhändiges Schwert

Breites, einhändiges Schwert des Typs Oakeshott Typ XIV
Detail des GehilzesDetail des Gehilzes mit Ringknauf, gebogenem Kreuz und Lederbezogenem Griff
(ca. 1300 - 1400)

Das Schwert: Waffe des Mittelalters

Womit kämpfte man im Mittelalter? Die häufigste Antwort: mit dem Schwert. Dies ist aber eigentlich nur bedingt richtig, wenn nicht sogar eher falsch, denn trotz der hohen Symbolkraft, die das Schwert bis heute besitzt, war eine der zentralen Waffen eher die Stangenwaffe ( Reiterlanze / Infanteriespieß ). Dennoch steht das Schwert als zentrales Symbol für das Rittertum und Gerichtsbarkeit.

Das einhändige Schwert und das lange Schwert

Schon sehr früh begegnen uns Bildquellen, in denen kämpfende Personen dargestellt sind, die ein Schwert mit zwei Händen führen. Und dennoch tauchen Waffen im Fundgut, denen man eine Auslegung als ebenfalls zweihändig zu führende Waffe zumindestens nahelegen kann, erst gegen Ende des 13ten, Beginn des 14ten Jahrhunderts auf.
Die ersten Aufzeichnungen über den "Kampf mit dem langen Schwert", dem zweihändig zu führenden also, datieren auf des späte 14te Jahrhundert, und beschreiben das Ergebnis des Wirken eines Mannes, Johannes Liechtenauer, der um die Jahrhundertmitte Techniken in ganz Europa gesammelt, und vereint hat. Dennoch hält sich das einhändige Schwert bis zum Ausklang des Mittelalters in der Waffentechnik, und noch Anfang des gleichen Jahrhunderts, in dem Liechtenauer wirkte, finden wir die älteste bekannte Quelle für genaue Fechttechniken in Mitteleuropa: das Fechtbuch "I.33", das Techniken mit dem einhändigen Schwert und dem Buckler erläutert.

Das einhändige Schwert in der Waffenentwicklung des 14ten Jahrhunderts

Während im 13ten Jahrhundert, und in den Jahrhunderten davor, der Ringpanzer in Kombination mit textilen Panzern und weiteren Ergänzungen die Panzerung des mitteleuropäischen Kämpfers dominieren, erfährt, vermutlich unter Einfluß der häufiger eingesetzten Schusswaffen wie der Armbrust und dem Langbogen, die Panzerung eine Verstärkung durch zunehmenden Einsatz von Plattenteilen. Mit zunehmender Panzerung des Körpers, insbesondere der Gliedmaßen, und des Torsos, der bereits im 13ten Jahrhundert desöfteren durch weitere Elemente zusätzlich geschützt wurde, reduziert sich die Funktion des früher sehr wichtigen Schildes immer mehr, so daß dieser zunächst auf Kapfgröße schrumpft, und schliesslich kaum mehr die Funktion als Darstellung der heraldischen Symbolik behält. Durch die frei werdende Hand rückt nunmehr der häufigere Einsatz des bislang sekundär genutzten langen Schwertes ins Blickfeld der Schlachtfeldtaktik gerüsteter Kämpfer. Jenseits dessen verändert sich jedoch auch die Form der Klinge des einhändig zu führenden Schwertes: die bislang häufig geradlinige, erst zum Ort (Spitze) sich verjüngende Klinge erhält zunehmed trapezoide Form, es treten starrere Formen, spitzere Klingengemetrien auf, die sich eher dazu eignen, die Lücken der Panzerung zu dorchstoßen, und durch Griff in die Klinge ("Halbschwert") und engeren Kontakt zum Gegner diesen schliesslich niederzuringen. Gleichzeitig treten breitere, kürzere Klingen auf, die die Wuchtwirkung und Stabilität beim Hieb erhöhen.

Das einhändige Schwert im Gefecht zu Fuß

Jenseits des Einsatzes durch ritterliche oder berittene Truppen, behalten einfache Schwerter in einhändiger Führung große Beliebtheit bei Fußtruppen, da die Kombination mit einem Schild zusätzlichen Schutz selbst bei schlechterer Ausbildung ermöglicht, und in enger Formation ein seitlich schräg hängendes langes Schwert (-> Langes Schwert) unpraktisch wäre.

Das einhändige Schwert im zivilen Bereich

Schon sehr früh begegnen uns Quellen, die von Handgreiflichkeiten und Duellen im zivilen Bereich unter Benutzung eines einhändigen Schwertes und eines Bucklers (-> Buckler) sprechen. Tatsächlich bietet sich der Einsatz in enger Umgebung gegenüber dem später sich etablierenden langen Schwert an (-> Langes Schwert), was auch die lange Beliebtheit einhändiger Waffen erklärt.

Verwande Waffen des gleichen Zeitrahmens

Verwandte Waffen späterer Jahrhunderte

 

Vorlage

Dieses Schwert in der für den nach Oakeshott Terminologie Typ XIV. typischen Geometrie wurde auf Basis verschiedener erhaltener Exemplare angefertigt.
Es vereint eine sehr breite Klinge mit zwei Hohlkehlen, wie sie unter anderem ein Exemplar im Nationalmuseum in Kopenhagen aufweist (anders als bei diesem enden die Hohlkehlen nicht kurz vor dem Kreuz, sondern wie bei anderen Exemplaren, z.B. einem Exemplar aus der Sammlung Oakeshotts selber, unter dem Kreuz).
Der insbesondere auch bei Schwertern des Types XV zu beobachtende Ringknauf wurde u.a. nach Vorlage eines Schwertes aus der Kathedrale in Chartres, das Philippe IV. zugeschrieben wird, angefertigt. Der Griff ist aus Holz gefertigt, mit Schnurbindung und blauem Leder überzogen.
Schwerter dies Types und Formengebung sind in nahezu allen Bildquellen des Zeitrahmens zu beobachten.

Abweichend von den Originalen ist dieses Exemplar stumpf ausgeführt, und ist dadurch etwas schwerer (Originale ca. 1000 - 1200g).

Näheres zur Oakeshott-Klassifikation bei Wikipedia.
Verschiedene Originalschwertes des Types Oakeshott XIV aus dem Zeitrahmen 1300-1400
(In unserem Besitz seit 09/2008 / Stand 16.06.2010)
 

Quellangaben

Schwert aus der Kathedrale in ChartresSchwert aus der Kathedrale in Chartres, datiert auf 1300-1350, wird Philippe IV. zugeschrieben. Am Kreuz sehr breite, sich schnell verjüngende Klinge von 66cm Länge, einfache Hohlkehle. Ringknauf mit Bergkristalleinlage, darunter textiles Kreuz. Gravierte Klinge.
Schwert aus der Sammlung Gerald Gardiner und Baron de CossonPrivatbesitz von Ewart Oakeshott. Zugeordnet dem Typ XIV. 74cm lange, breite Klinge mit 4facher Hohlkehlung. Scheibenknauf. Erhaltenes Griffleder.
Schwert aus dem Nationalmuseum in KopenhagenSchwert aus dem dänischen Nationalmuseum in Kopenhagen. Datiert auf das frühe 14te Jahrhundert. Oakeshott Typ XIV zugeordnet. Mittelbreite, ca. 71cm lange Klinge, doppelte, unter dem Kreuz verschwindende Hohlkehlung. Schlechter Erhaltungszustand.
Schwert aus dem Nationalmuseum in KopenhagenSchwert aus dem Nationalmuseum in Kopenhagen, Dänemark. Schwert des Typs Oakeshott Typ XIV, datiert auf ca. 1300. Ca. 84cm lange, 8cm breite Klinge mit doppelter Hohlkelung, die vor dem Kreuz endet. Facettierter Scheibenknauf.
Roman de la RoseHandschrift des französischen Roman de la Rose (ab 13.Jhd, Hier: Folianten um 1350-60). Der Roman de la Rose ist ein Versroman mit zentralem Minnethema und eines der wichtigsten Werke der französischen Literatur des Mittelalters. Er ist in zahlreichen Manuscripten von 1250 bis 1500 erhalten, und wurde auch später noch gedruckt. Damit hatte er einen massiven Einfluss auf die französische Literatur. Die zahlreichen Miniaturen der einzelnen Manuskripte machen diese zu einer hevorragenden ikonographischen Quelle des französischen Mittelalters. Mehr unter Wikipedia
AlexanderromanDer Alexanderroman, vermutlich ca. 1338-44 in Flandern (aus der Hand des flämischen Illustrators Jehan de Grise und seiner Werkstatt) entstanden, enthält Verse in französischem (picardischen) Dialekt und (ab 1400) Englisch über "Romance of the Good King Alexande" (über Alexander den Grossen), sowie illustrierte Berichte über die Reisen Marco Polos. Es stellt eine hervorragende Quelle für französische Mode um die Mitte- genauer der ersten Hälfte der 40ger Jahre- des 14ten Jahrhunderts dar.
MS. 1029MS. 1029, Bibl. Sainte-Geneviève, Paris, 1350
Heidelberger LiederhandschriftDie Grosse Heidelberger Liederhandschrift, auch genannt "Codex Manesse", oder Pariser Handschrift stellt die bedeutenste und berühmteste Quelle deutscher Dichtkunst des ausgehenden Mittelalters dar. Ca. im Zeitraum 1305-1340 (inklusive Nachtragsmaler) entstanden, zeigt sie in den insgesamt 138 Miniaturen ausserdem historisierend Mode des ausgehenden 13ten Jahrhunderts, sowie Mode der ersten Hälfte des 14ten Jahrhunderts.
BNF Fr 12, Lancelot du LacBNF Fr 12, Lancelot du Lac, Frankreich, 1350-60
Manuscript der Morganlibrary MS G. 24MS G. 24 der Morganlibrary, Frankreich, 1350-60.
 

Empfohlene Literatur


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. Records of the Medieval Sword .
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Records of the Medieval Sword
Ewart Oakeshott, Boydell Press
Dieses Werk, das nahezu ein Standardwerk in der Forschung über mittelalterliche Hieb-und Stichwaffen darstellt, breitet einen üppigen Katalog von Schwertfunden vor dem Leser aus, die mit der zum Standard gewordenen Kategorisierung nach Oakeshott ergänzt ist. Desweiteren wird detailliert auf den möglichen Herstellungsprozess und den Zustand der Funde eingegangen.
0851155669 (German).
 

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. Codex Manesse .
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Codex Manesse
Ingo F. Walther, Insel, Frankfurt
Die große Heidelbergerliederhandschrift, auch "Codex Manesse" genannt, entstand im Zeitraum 1305-1340 und ist eine der bedeutensten Lyriksammlungen der deutschen Geschichte. In diesem Buch werden nicht nur die Farbtafeln in guter Qualität abgedruckt, sondern auch deren Inhalt und Bedeutung analysiert. Die Lieder selbst sind nicht Gegenstand des Buches.
3458143858 (German).
 

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