Rüstung und Waffen - Hirnhaube

Hirnhaube
Innenfutter aus LederKinnband aus Leder
(13.-16.Jhd)
Die Hirnhaube ist ein im allgemeinen recht eng anliegender, nur den oberen Schädel schützender Helm, der im Verlauf des 13ten Jahrhunderts zunehmend sowohl als zusätzlicher Schutz von Reitern unter, oder über der Kettenhaube, als auch von Fusssoldaten als einfachste Form des Kopfschutzes verwendet wurde. Es lässt sich schwer feststellen, für welchen der beiden Einsatzzwecke der Helm ursprünglich konzipiert war, jedoch wandelt sich sein Gebrauch durch die schwere Reiterei gegen Ende des 13ten Jahrhunderts zunehmend, als sich seine Form von der ursprünglich einfachen, runden Kappe zunehmend durch einen Mittelgrad zu einem eigenen Helmtypus entwickelt: der Beckenhaube (-> Beckenhaube mit Nasal). Die Seiten werden verlängert, und das bislang darunter oder darüber getragene Ringpanzergeflecht schliesslich am Helm selbst angebracht.
Gleichzeitig bleibt die einfache Hirnhaube bei einfachen Fusssoldaten weiterhin in Benutzung, und erfährt im frühen 16ten Jahrhundert buchstäblich eine Renaissance, da sie nun durch die ansonsten eher leicht gerüsteten Kämpfer unter dem breiten Barett getragen wird.
 

Vorlage

Die von uns gesichteten Originale von Hirnhauben des Zeitrahmens 1250-1500 wiesen kaum nennenswerten regions-oder zeitspezifischen Details auf. Spätere Exemplare zeigten desöfteren eine aufwändige Form mit Mittelgrad, oder einen bogenförmigen Ausschnitt für das Gesichtsfeld bei gleichzeitig tiefergezogener Seitenwandung, weswegen diese Art bereits die Verwandschaft zur Beckenhaube zeigt; daneben existieren jedoch zeitlich teilweise nur schwer einzuordnende Exemplare gleicher Form. Die in der Malerei dargestellten einfachen Formen lassen ebenfalls eine sehr lange Laufzeit zu. Lediglich die Befestigung des Kinnriemens und Innenfutters, die z.T. Raum für Spekulationen offen lässt, variiert z.B. in der Anzahl der Bohrungen, die bei verschiedenen erhaltenen Exemplaren und Darstellungen paarig ausfällt.

Die hier gezeigte Reproduktion weist ebenfalls paarige Bohrungen für das Innenfutter aus Leder auf, das mittels gewachstem Leinengarn eingenäht ist. Der Kinnriemen aus Leder ist direkt an den Helm angenietet.

Verschiedene Originale und Darstellungen in Handschriften des Zeitrahmens 1250-1500
(In unserem Besitz seit 04/2009 / Stand 19.01.2016)
 

Quellangaben

Heidelberger LiederhandschriftDie Grosse Heidelberger Liederhandschrift, auch genannt "Codex Manesse", oder Pariser Handschrift stellt die bedeutenste und berühmteste Quelle deutscher Dichtkunst des ausgehenden Mittelalters dar. Ca. im Zeitraum 1305-1340 (inklusive Nachtragsmaler) entstanden, zeigt sie in den insgesamt 138 Miniaturen ausserdem historisierend Mode des ausgehenden 13ten Jahrhunderts, sowie Mode der ersten Hälfte des 14ten Jahrhunderts.
KreuzfahrerbibelDie Kreuzfahrer, oder Maciejowski-Bibel, datiert auf ca. 1244-1254, wurde vermutlich von Ludwig "dem Heiligen" IX. von Frankreich (1214-1270) in Auftrag gegeben und im Pariser Raum angefertigt. Sie stellt ein wichtiges Zeugnis der bildlichen Darstellung von Mode und Sachkultur in Frankreich Mitte des 13ten Jahrhunderts dar.
Zwetteler Bärenhaut, um 1310Titelblatt der Zwettler Bärenhaut, Azzo von Kuenring und 3 Ritter, um 1310
Göttweigerhofkapelle , Stein, ÖsterreichWandfresko, Göttweigerhofkapelle , Stein, Österreich, um 1310
Malerei, Pfarrkirche St. Sigmund, SüdtirolMalerei, Pfarrkirche St. Sigmund, Südtirol, 1425-35
Fresko, St. Martin in Kampill, SüdtirolFresko, St. Martin in Kampill, Südtirol, Bozen, um 1403
III B 10 ; fol. 43b, Bibliothek des Nationalmuseums TschechienIII B 10 ; fol. 43b, Bibliothek des Nationalmuseums Tschechien, 1400-1425
Handschrift aus der Stiftssammlung Heiligenkreuz Handschrift aus der Stiftssammlung Heiligenkreuz, sterreich, 1395-1405
Hirnhauben in: Cod. 151, Lilienfeld, Österreich Hirnhauben in verschiedene Folianten des Cod. 151, Lilienfeld, Österreich, 1349-51, u.a.: 215v, 196v, 185v, 171v, 176v, 170v, 152v, 141v, 112v, 101v, 99v, 89v, 93v, 88v
Hirnhaubenfund, Ragnhildsholmen, YtterbyHirnhaubenfund, Ragnhildsholmen, Ytterby
Hirnhaube, Staatliche Historische Museum MoskauHirnhaube, Staatliche Historische Museum Moskau, paarige Löcher für Fütterungsbefestigung, erhaltene Niete für Helmbandbefestigung(?)
Hirnhaube in PrivatbesitzHirnhaube in Privatbesitz des Landsgerichtsdirektors Engel, Gnesen
Darstellung im Ms. Germ 623, Weltchronik Rudolf von EmsDarstellung im Ms. Germ 623, "Weltchronik Rudolf von Ems" aus der Staatsbibliothek zu Berlin, Folio 22v: "Tod Rolands". Datiert Anfang 14tes Jahrhundert. Hirnhaubendarstellung mit paarigen Befestigungslöchern für das Innenfutter.
Hirnhaube im Bestand des Germanischen Nationalmuseums NürnbergHirnhaube im Bestand des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, derzeit ausgestellt auf der Kaiserburg Nürnberg
Hirnhaube im Bestand des Germanischen Nationalmuseums NürnbergHirnhaube im Bestand des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, ausgestellt in der Waffensamlung. Hirnhaube mit paarig angeordneten Löcher für die Innenfutterbefestigung. Frontale bogenförmige Öffnung für das Gesichtsfeld. Datiert auf die 1. H. 15tes Jahrhundert
 

Empfohlene Literatur


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. Codex Manesse .
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Codex Manesse
Ingo F. Walther, Insel, Frankfurt
Die große Heidelbergerliederhandschrift, auch "Codex Manesse" genannt, entstand im Zeitraum 1305-1340 und ist eine der bedeutensten Lyriksammlungen der deutschen Geschichte. In diesem Buch werden nicht nur die Farbtafeln in guter Qualität abgedruckt, sondern auch deren Inhalt und Bedeutung analysiert. Die Lieder selbst sind nicht Gegenstand des Buches.
3458143858 (German).
 

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