Rüstung und Waffen - Bauernwehr

Bauernwehr des späten 15ten Jahrhunderts mit Messingpariernagel
Detail des PariernagelsDeatil des Ortbleches
(spätes 15tes Jahrhundert)
Die Bauernwehr, auch Hauswehr, Rugger (Schweiz, Süddeutschland), oder schlicht "Wehr" genannt, taucht gegen Ende des 14ten Jahrhunderts in den Primärquellen auf, und lässt nur begrenzt Rückschlüsse auf ihren Ursprung zu. Von der Zuordnung gehört die Wehr zu den "langen Messern", auch wenn hier Abgrenzungen durch die Gestaltung des Gehilzes, der Existenz eines Kreuzes etc. gemacht werden.
Dem Betrachter und Interessenten für mittelalterliche Wehrtechnik wird zunächst ihre Ähnlichkeit zu dem frühmittelalterlich- säschsischem Hiebmesser, auch "Sax" genannt, auffallen, jedoch ist bis Anfang des genannten Belegzeitraumes kein durchgehende Nutzungsgeschichte solcher Hiebmesserwaffen nachweisbar, was einigermaßen erstaunlich ist.
Erstmals Froissard erwähnt im Verlaufe der Gefechte des hundertjährigen Krieges "lange" Messer als (Bei-)Waffen der einfachen Truppengattungen zu Fuss, und die Begrifflichkeit des "langen Messers" begegnet einem im späten 14ten Jahrhundert im Nürnberger Fechtbuch HS. 3227a des "Hanko Döbringer" wieder, bei der er unter anderem erwähnt, dass die von ihm unter anderem beschriebene Fechtlehre des Johannes Liechtenauers zum Fechten mit dem langen Schwert darauf basieren würde.
Tatsächlich spricht einiges dafür, denn wie auch das Falchion (altfranz.) oder der Malchus (altdt., von dem biblischen Soldaten) besitzt, wie auch die Wehr, oder "langes Messer", eine "kurze" und eine "lange" Schneide.
Diese Begriffe finden auch in der Lehre Johannes Liechtenauers Verwendung. Spätere Fechtbücher,die die Techniken des Fechtens mit dem langen Messer beschreiben, wie das des Johannes Lecküchner, einem Priester aus dem Nürnberger Raum, zeigen deutliche Parallelen zur Kunst des Fechtens mit dem langen Schwert ( -> Langes Schwert ).
 

Vorlage

Die vorliegende (Bauern-) Wehr wurde nach einer grossen Anzahl verschiedener Funde speziell aus dem süddeutschen Raum gefertigt, von der die meisten in privater Hand sind, und teils nur ungenau auf Ende des 15ten oder Anfang des 16ten datierbar sind.

Der Griff weist eine dem Vogelschwanzgriff typisch vorrangehende Form auf, die mit einer Messingplatte abgeschlossen ist. Der Pariernagel aus Messing ist in Muschelform ausgeführt. Der Griff besteht aus Wurzelholz.

Eine Arbeit von Lutz Milferstedt von der Hacheschmiede.
Das Ortblech wurde von Constantin von Bernuth gefertigt, die Scheide wurde von Jens Börner hergestellt. Die Verzierung basiert auf einem Detail des Dominikaneraltars von Matrin Schongauer, heute im Musée Unterlinden in Colmar.
(In unserem Besitz seit 02/2006 / Stand 23.09.2013)
 

Quellangaben

Bauernwehren in NürnbergVerschiedene Bauernwehren in den Beständen des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg, teilw. Kaiserburgmuseum Nürnberg, 15-16.Jhd.
HS.3227a.HS.3227a aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, datiert um 1389, versch. Autoren, vorran: "Hanko Döbringer". Wichtigste Frühquelle der Fechtkunst Johannes Liechtenauers mit dem langen Schwert. Erwähnt wird auch das Ringen, der Kampf mit dem Dolch, Halbschwert und langes Messer.
Verschiedene Bauernwehren 15/16.Jhd Verschiedene Bauernwehren 15/16.JhdBauernwehren. Streufunde um 1500. Los Nr. 3601 der Auktion 48 des Auktionshauses Hermann Historika
Bauernwehren, PrivatbesitzVerschiedene Bauernwehren in Privatbesitz, u.a. Objekt No. 20895, 20245 und 20243 der Auktion 45. des Auktionshauses Hermann Historika.
Altar des Schottenstiftes Altar des SchottenstiftesAltar des Schottenstiftes ca. 1469-1480,Wien, Österreich
Drei Bauern Drei BauernKupferstich nach Albrecht Dürer, ca. 1496/97, Kunstsammlung der Universität Göttingen
Spätmittelalterliche Gemälde aus NürnbergVerschiedene Gemälde aus Nürnberg (Nürnberger Lorenzkirche, Germanisches Nationalmuseum), aus dem Zeitraum 1380-1500.
Gemälde des Martin SchongauerMartin Schongauer, ca. 1440/50-1491, Maler und Kupferstecher war ein bedeutender Künstler des späten Mittelalters. In seinen Werken dokumentierte er unter anderem für den heutigen Kostümhistoriker relevante Elemente der Mode vor allem süddeutsch-italienischen Einflusses in unter anderem oberrheinischen Regionen
 

Empfohlene Literatur


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Martin Schongauer und sein Kreis. Mit dem Katalog der Handzeichnungen und Druckgraphik
Marianne Bernhard, üdwest, München, 198
Katalog der Drucke und Werke Martin Schongauers ( http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Schongauer ). Sehr gutes Werk für alle Darsteller deutscher Provinienz des späten 15ten Jahrhunderts
-517-00728-5 (German).
 

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