Handwerk und Handarbeiten

Wollverarbeitung im Mittelalter

Vor dem flächendeckenden Einsatz der Baumwollgewebe in der Neuzeit war Wolle vor Leinen , Hanf und Seide lange Zeit das hauptsächlich verarbeitete Grundmaterial für Textilien in Europa. Von Grönland, bis in die Toskana, trug der Mensch Kleidung aus Wolle unterschiedlicher Verarbeitung und Qualität, von groben, dicken Stoffen für die Arbeit bis hin zu dünnen, feinen Tuchen aus Flandern oder England. Grosse Webstühle verarbeiteten in ganzen Dörfern voller Weber feine Tuche für den Export nach ganz Europa. Der Tuchhandel war einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren, gerade in der Mitte des 14ten Jahrhunderts, zur Zeit des 100-jährigen Krieges zwischen England und
Frankreich. Im Gegensatz dazu wurde traditional lange Zeit Wolle in Hausgebrauch verarbeitet, und entweder in Heimarbeit verwoben, Alte Schafrassen auf der Weideoder an Weber weiterverkauft.

Der Rohstofflieferant: das Schaf

Das Schaf des Mittelalters besaß noch ein anderes "Gesicht" als heutzutage. Wahrscheinlich überwiegend waren beide Geschlechter
gehörnt, graue, braune und schmutzigschwarze Töne überwiegtem beim Fell, bevor die Zucht es immer heller werden liess. Mehr hierzu bei Villicus.de.

Das Scheren der Schafe

Das unkardierte WollvliesZunächst wird das Schaf geschoren, dies geschiet traditional im Frühjahr, nach dem Winter, wenn das Fell am dichtesten ist. Vor dem Einsatz elektrischer
Hilfsmittel war dies reine Handarbeit, und wurde mit der Schur-oder Bügelschere durchgeführt, die bis ins 20te Jahrhundert die gleiche Form behielt.



Waschen der Wolle

Die Flocke wird gewaschenAls nächster Schritt muss die Wolle von Kot und anderen Verunreinigungen befreit werden. Hierzu werden grobe Verunreinigungen
herausgezupft und die Wolle in lauwarmen Wasser gewaschen. Wichtig ist, dass sie nicht zu stark bewegt wird, damit sie nicht verfilzt. Auch das Wollfett, dass sie
wasserabweisend macht, darf nicht verloren gehen.

Kardieren der Wolle

Das fertig kardierte Wollvlies, fertig zum VerspinnenNach dem Reinigen, Aussortieren und Wenden wird die Wolle mit Diesteln (Weberdiestel) oder Handkarden kardiert. Die Widerhaken der Borsten oder Karden sorgen, gegeneinander über die Flocke bewegt, dafür, dass die Fasern in eine Richtung ausgerichtet werden. Nur so ist sie für den
nächsten Arbeitsgang bereit. Diese sehr anstrengende Arbeit war vor der Erfindung der Kardiermaschine sehr langwierig und aufwändig, und wurde im städtischen Bereich von
den Kämmlern ausgeführt. Das sorgfältige Kardieren oder Auskämmen der Wolle  resultiert in einem besonders weichen, feinen, langfasrigen Vlies, dass sich für die
Verarbeitung zu besonders feinen Tuch eignet (-> Kammgarn ). Der übriggebliebenen kurzen Fasern können zu gröberen Stoffen, wie dem Streichgarn, weiterverarbeitet werden.

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